Ein Raum, in dem Kinder nach Herzenslust spielen, lernen und sich ausprobieren können, braucht eine altersgerechte Gestaltung, die Freiräume ermöglicht, Sicherheit bietet und dazu anregt, die Umgebung mit- und umzugestalten. Während kleine Kinder viel Bewegungsfreiheit und eine klare Sicht auf ihre Erzieherin oder ihren Erzieher brauchen, benötigen ältere Kinder Kreativräume, aber auch Rückzugsorte. Wie lassen sich diese unterschiedlichen Bedürfnisse gerade in einem Kindergarten mit Altersmischung in der Raumgestaltung vereinbaren und wie sieht ein Raumkonzept für die Kita aus? 

Wir zeigen es dir!

Was bedeutet Raumgestaltung in der Kita?

Die Gestaltung eines Raumes hat nicht nur eine ästhetische Wirkung, sondern auch Einfluss auf unser Wohlbefinden und unsere Kreativität. Im Vergleich zu uns Erwachsenen interagieren Kinder anders mit Räumen: Sie gehen darin auf Erkundungstour, probieren Dinge aus, tasten, greifen, lernen. Anders gesagt: Sie machen sich ihre Umgebung zu eigen und darüber erfahrbar. In der Reggio-Pädagogik wird der Raum als “dritter Erzieher” bezeichnet, da ein Bildungsraum bzw. Erfahrungsraum Einfluss auf das Selbstbild der Kinder nehmen soll und Geborgenheit spendet, ähnlich wie es auch eine pädagogische Fachkraft vermag.

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Raumgestaltung für Kinder U3

Gerade Kleinkinder unter 3 Jahren benötigen viel Platz auf dem Boden und an den Wänden, um ihre Motorik beim Krabbeln, Sitzen, Stehen und Robben zu erproben. Durch bunte Farben und Formen wird ihre Wahrnehmung geschult und das räumliche Sehen unterstützt. Dabei ist ein freies Sichtfeld sehr wichtig, damit sie ihre Betreuungsperson im Blick haben. Und für die Sprachentwicklung spielt die Akustik in einem Raum eine entscheidende Rolle – du merkst, dass das, was für uns als Erwachsene als selbstverständlich erscheinen mag, für den Lernprozess und die Selbstbildung der Kleinen eine große Rolle spielt.

Raumgestaltung für Kinder über 3 Jahren

Kindern ab 3 Jahren soll vor allem die Möglichkeit geboten werden, sich bedürfnisorientiert an unterschiedlichen Spielformen zu erproben. Das Konzept der offenen Arbeit in der Kita, das seinen Ursprung in der Reformpädagogik hat, sieht dafür Funktionsräume vor. Anstelle von festen Gruppenräumen wird die gesamte Kita zu mehreren Lern- und Spielbereichen umfunktioniert, in denen sich Kinder konzentriert einer Aktivität widmen können, wie etwa Lesen, Bauen, Basteln, Forschen oder Rollenspielen.

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Die Raumgestaltung sollte:

  • bedürfnisorientiert sein und einen Alltagsbezug haben,
  • Selbstbildung je nach Alter der Kinder ermöglichen,
  • einfach sein und trotzdem eine Vielfalt berücksichtigen,
  • Essen und Trinken ermöglichen,
  • Beständigkeit und gleichzeitig Veränderbarkeit ausstrahlen,
  • altersgemäß die Sinne anregen: durch Licht, Akustik, Farben und Materialien,
  • unterschiedliche Spielbereiche für Kinder allein, zu zweit, mit mehreren Kindern und für unterschiedliche Altersgruppen bieten,
  • entwicklungsspezifische Grundbedürfnisse nach Bewegung und Ruhe,
  • Rückzugsmöglichkeiten, Kreativbereiche, Rollenspielbereiche und Essensgestaltung berücksichtigen,
  • freie Wahl des Spielortes (auch des Außengeländes), der Spielmaterialien, der Spielpartner und der Spieldauer erlauben.

Tipps für die Raumgestaltung in der Kita

Ganz gleich ob Eingangsbereich oder Gruppenraum: Ein Raumkonzept in der Kita sollte so gestaltet sein, dass es etwa durch Einrichtung, Aufteilung oder Farbgebung den Besuchern sofort vermittelt, welche pädagogischen Grundsätze darin gelebt werden. Das Raumkonzept sollte den Interessen und Bedürfnissen der Kinder entsprechen, daher lohnt es sich, diese in die Planung und Umgestaltung einzubeziehen und darüber auch ihre Selbstwirksamkeit zu stärken.

  • Farben einsetzen: Zu den raumvergrößernden und anregend wirkenden Farben gehören Hellblau, helle Naturtöne. Fröhliche, kräftige Farben wie Gelb und Orange bieten sich für Räume und Bereiche an, die für eine kurze Aufenthaltsdauer genutzt werden. Sie regen die Kreativität an, wirken hingegen weniger beruhigend als warme Farben und dezente Farbabstufungen. Diese lassen sich gut im Gruppenraum verwenden, da sie für eine wohnliche, heimelige Atmosphäre sorgen. Hierbei kommt es aber auch auf die gelebten pädagogischen Ansätze an: In der Montessori-Pädagogik etwa wird generell eher auf Minimalismus und unauffällige Farben gesetzt.

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  • Akustik berücksichtigen: Auch Geräusche gehören im Kita-Alltag dazu, können sich aber schnell zu Lärm entwickeln und als stressig und einschränkend empfunden werden. Ausreichender Schallschutz sollte demnach bei der Raumkonzeption berücksichtigt werden. Dafür kannst du Bereiche durch Zwischenwände abtrennen, Decken und Vorhänge zum Dämmen der Akustik verwenden oder Lochwände als Schallschutz einsetzen.
  • Raum aufteilen: Möchtest du Bereiche in einem Gruppenraum abgrenzen, etwa weil jüngere Kinder mit bestimmten Materialien noch nicht in Kontakt kommen sollen, kannst du Podeste zur Raumaufteilung einsetzen. 
  • Höhen einbauen: Podeste eignen sich auch gut als Klettermöglichkeiten und somit dafür, den Raum nach oben zu strecken. Erweitere die Raumhöhe und biete den Kindern Möglichkeiten zum Klettern, Treppen steigen oder Rutschen. Auf diese Weise wird die Bewegungsfreude gefördert, die Motorik geschult und die Perspektive auf den Raum erweitert. 
  • Fokussierung ermöglichen: Veränderungen und Anpassungen im Raum sind wichtig, aber das bedeutet nicht, dass du die Kleinen mit immer neuen Spielsachen überfrachten musst. Einzelne, nach Themen gegliederte Bereiche helfen dabei, eine Reizüberflutung zu vermeiden und den Fokus auf eine Aktivität zu legen. Auch kann es helfen, vorhandene Gegenstände in einen anderen Kontext zu setzen, um darüber neue Spielanreize zu schaffen. 
  • Multifunktionale Einrichtung einsetzen: Nutze Einrichtungsgegenstände, die sich für mehrere Zwecke eignen. So können beispielsweise Kissen sowohl für eine Leseecke und den Ruheraum als auch zum Klettern und Höhlen bauen verwendet werden. Flexible Möbel lassen sich immer wieder neu arrangieren und damit auch die Umgebung kreativ umgestalten.

Checkliste: Raumgestaltung in der Kita

  • Helle, freundliche Farben können Räume optisch vergrößern und erzeugen eine einladende Atmosphäre.
  • Spielzeug und Spielgeräte müssen möglichst stabil und langlebig sein.
  • Es sollte genügend Platz für Bewegung und Spiel geben. 
  • Aber auch Ruhe- und Rückzugsbereiche sind wichtig.
  • Kinder brauchen Anregungen und Materialien zum Spielen und Lernen. Diese sollten zugänglich und gut sichtbar verwahrt werden.
  • Die Einrichtung sollte den Bedürfnissen der Kinder entsprechen und altersgerecht sein. 
  • Es sollte ausreichend Sitz- und Liegemöglichkeiten geben.
  • Es ist wichtig, dass die Raumgestaltung Geborgenheit bietet und den Kindern die Möglichkeit gibt, sich frei und sicher zu entfalten. Dafür können die Kinder in die Planung und Gestaltung der Räume einbezogen werden.

Fazit

Eine sichere, anregende Umgebung unterstützt den Lernprozess der Kleinen und damit auch deine Arbeit als Pädagogin oder Pädagoge. Die Raumplanung wie auch die Materialgestaltung ist Teamarbeit, erfordert Absprachen, Ideen und eine klare Konzeption, die sich auf den jeweiligen Lern- und Entwicklungsstand der Kinder bezieht. Dabei hilft es, wenn wir als Erwachsene die Welt durch Kinderaugen betrachten. Geh in die Hocke und blick dich um: Siehst du eine Umgebung, in der du als Kind gerne gespielt hättest? Wenn nicht, greifen wir dir gerne unter die Arme! Professionell und praxisnah stehen dir unsere Expertinnen und Experten von der Kindergartenakademie zur Seite und geben dir das theoretische und praktische Know-How an die Hand, mit dem du eine anregende Lern- und Erfahrungswelt konzipieren kannst.

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