Für Eltern, Bezugspersonen und pädagogische Fachkräfte, die in ihrer Erziehung bzw. ihrer Arbeit nicht auf ein starres Erziehungskonzept setzen, bietet die Reggio-Pädagogik viele anregende Ansätze. Während pädagogische Fachkräfte hier als Begleiterinnen und Begleiter agieren, sollen Kinder aktiv ihre Interessen entdecken und ihre Neugier ausleben können, um darüber ihr eigenes Lernen zu gestalten.

Erfahre, was die reggianische Pädagogik in Kita-Einrichtungen ausmacht:

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Reggio-Pädagogik kurz erklärt

Die Reggio-Pädagogik stammt, wie auch die Montessori-Pädagogik, aus Italien, nämlich aus der namensgebenden, norditalienischen Stadt Reggio Emilia. In den 1960er Jahren wurde dieses Bildungskonzept in einer kommunalen Kita von einer Gruppe engagierter Eltern und Pädagoginnen und Pädagogen, darunter Loris Malaguzzi, entwickelt. Hinter der reggianischen Pädagogik steht kein starrer Erziehungsstil, sondern eine Erziehungsphilosophie, die Kinder als forschende, kreative und einzigartige Persönlichkeiten begreift. Ihre Entwicklung und Bildung sollen die Kleinen aktiv mitgestalten dürfen. Pädagogische Fachkräfte stehen ihnen dabei begleitend zur Seite und liefern Impulse und Anregungen.

Die Grundsätze der Reggio-Pädagogik basieren auf einem humanistischen Menschenbild. Es gibt keine Hierarchien und die Erziehung wird zu einer gemeinschaftlichen Arbeit zwischen pädagogischen Fachkräften und Eltern. Es gibt keine Vorgaben wie eine feste Tagesstruktur, viel mehr wir das ganzheitliche Bildungskonzept von folgendem Verständnis geprägt:

  • pädagogischen Fachkräften agieren als Begleiter
  • der Raum wird zum “dritter Erzieher”
  • 100 Sprachen” stehen Kindern als Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung – darunter das Tanzen, Singen, Rollenspielen und Entdecken
  • die Projektarbeit richtet sich an den Interessen und Fähigkeiten der Kinder aus und bildet das Herzstück von Malaguzzis Konzept
  • das Kind ist “Konstrukteur seiner Entwicklung und seines Wissens”

Was sind die Ziele der Reggio-Pädagogik?

  • Selbstbestimmtes Lernen
  • Förderung von Kreativität und Ausdrucksfähigkeit
  • Verbundenheit zur Lebenswelt und Gemeinschaft
  • Entwicklung sozialer Kompetenzen
  • Projektorientiertes Lernen

Die Reggio-Pädagogik legt großen Wert auf die Eigeninitiative und Selbstbestimmung der Kita-Kinder. Sie sollen aktiv an ihrem Lernprozess teilhaben, ihre Interessen entdecken und ihre Neugier ausleben können. Durch kreative und künstlerische Ausdrucksformen wie Kunst, Musik und Tanz wird die Ausdrucksfähigkeit angeregt – denn Sprache ist nicht die einzige Möglichkeit, über die wir uns verständlich machen können.

Sowohl die Materialauswahl als auch die Raumgestaltung regen im Sinne der reggianischen Pädagogik den Bildungsprozess an. Dabei wird nicht nur die Kindertageseinrichtung als Erfahrungsraum genutzt, es stehen auch Exkursionen zu Orten in der näheren Umgebung auf dem Programm, die zum Entdecken einladen. Die Reggio-Pädagogik fördert eine enge Verbindung der Kinder zu ihrem alltäglichen, natürlichen Umfeld. Sie werden ermutigt, ihre Stadt und die Natur zu erkunden, die sie umgibt, um darüber ein tieferes Verständnis für die Welt um sie herum zu entwickeln.

Dazu gehört auch der Umgang mit anderen Menschen. Typisch für Reggio-basierte Einrichtungen ist die “Piazza” – ein zentraler Treffpunkt für Begegnungen, der ganz im Stil eines Marktplatzes zum Austausch anregt. Das kann z. B. der Eingangsbereich der Kita sein.

Die soziale Kompetenz wird durch den gemeinsamen Austausch gestärkt. Kinder lernen, ihre kommunikativen Fähigkeiten für die Kooperation mit anderen einzusetzen und Konflikte auf konstruktive Weise zu lösen. Damit setzt die Reggio-Pädagogik darauf, dass Kinder ihre Identität nicht allein aus den individuellen Fähigkeiten, sondern auch aus dem sozialen Miteinander entwickeln.

Ein weiteres zentrales Element der Reggio-Pädagogik ist die Projektarbeit, die von den Interessen und Fragen der Kinder ausgeht und Kindern damit die Möglichkeit zur Partizipation in der Kita gibt. Diese Projekte entwickeln sich z. B. aus Alltagserfahrungen, Gesprächen oder Spielhandlungen der Kinder und stehen stets in Bezug zu ihrer Lebenswelt.

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Raumgestaltung nach Reggio: Der Raum als “dritter Erzieher”

Für die pädagogische Arbeit mit Kindern ist tatkräftige Unterstützung immer von Vorteil – und hierbei kommt der Raum in der Kindertagesstätte ins Spiel! Auch wenn die Raumgestaltung in der Reggio-Pädagogik keinem festen Konzept unterliegt, sind die Räume klar gegliedert und erfüllen Funktionen.

  • Veränderbarkeit, 
  • Flexibilität und 
  • Sinnlichkeit

lauten die drei Grundsätze, nach denen Räume der Kita-Einrichtung den Entwicklungsbedürfnissen und Themen der Kinder folgen sollen. Der Raum gilt als Bezugsraum und bietet Geborgenheit, Stimulation bzw. Anregungen – in diesem Sinne erfüllt der Raum die Funktion eines “dritten Erziehers”, der wesentlich am Lernprozess der Kinder beteiligt ist.

Die Raumgestaltung in der Kita ist sehr vielseitig. Unsere grundlegenden Tipps helfen dir bei der Konzeption. Erfahre mehr zur “Raumgestaltung in der Kita: Platz für alle Bedürfnisse

In ihrer Ausstattung bieten Räume nach Reggio Rückzugsorte, Bewegungsmöglichkeiten, sind Begegnungs- und Kommunikationsräume. Die verschiedenen Funktionsbereiche bzw. Bildungsräume sind klar definiert, beispielsweise als Leseecke, Kreativ- und Malwerkstatt, Bauecke, Natur- und Forschungsbereich sowie als Bereiche für Bewegung und Musik. Im Gruppenraum finden sich allerhand Materialien, die zum Experimentieren und Erforschen einladen und die Lernfreude anregen.

Wichtig sind auch die großflächigen “sprechenden Wände”, auf denen sichtbar die verschiedensten kreativen Werke der Kleinen platziert werden: Zeichnungen, Fotos, Bastelarbeiten und Geschichten werden darauf festgehalten, damit Kinder Wertschätzung für ihre Arbeit erfahren. Das stärkt ihr Selbstvertrauen und motiviert, sich weiter auszuprobieren. Für die Eltern und Bezugspersonen dokumentieren die kleinen Kunstwerke den Lernprozess und machen mächtig stolz!

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Materialien in der Reggio-Pädagogik: Mehr als nur Spielzeug

Die Materialien werden in der Reggio-Pädagogik nicht einfach als Spielzeug präsentiert, sondern sind bewusst in einem vorbereiteten Umfeld – im so genannten Atelier –  angeordnet. Hier werden alle Gegenstände übersichtlich aufbewahrt und laden die Kinder zum Ausprobieren, zum Bestaunen und zum Ideen sammeln ein.

  • Natürliche Materialien wie Holz, Steine, Sand und Pflanzen sind für Kinder wichtig für eine Auseinandersetzung mit der Natur und ermöglichen sensorische Erfahrungen. 
  • Gleichzeitig sind auch reichlich kreative Materialien vorhanden, wie Farben, Stifte, Ton und Stoffe, die den Kindern verschiedene Möglichkeiten zum Ausdruck ihrer Kreativität geben.
  • Bau- und Konstruktionsmaterialien wie Bausteine oder Magnete, ein Tontisch oder eine Werkbank bieten die Möglichkeit, Formen, Beschaffenheit und physikalischen Gesetzen auf den Grund zu gehen. 
  • Spiegel werden verwendet, um die Selbstwahrnehmung der Kinder zu fördern.
  • Auch Rollenspiele und Schattentheater kommen als Ausdrucksformen zum Einsatz.
  • Der verantwortungsvolle Umgang mit Medien kann etwa über den Einsatz von Kameras und Tablets erfolgen, damit Kinder die vielfältigen digitalen Ausdrucksmöglichkeiten kennenlernen, die aus unserer Lebenswelt nicht mehr wegzudenken sind. 

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Reggio-Pädagogik: Vor- und Nachteile

Die Vorteile der Reggio-Pädagogik liegen auf der Hand: Bei diesem Bildungskonzept geben die Kinder den Ton an! Sie werden als eifrige, kompetente und eigenständige Gestalter anerkannt und in ihrer Selbstbestimmung gefördert. Auch für dich als Erzieherin oder Erzieher bietet das Reggio-Konzept viele Freiräume für Kreativität, etwa bei der Gestaltung der Lernumgebung, der Projekte oder der pädagogischen Aktivitäten auch außerhalb der Einrichtung. Dies führt zu einer anregenden Arbeitsatmosphäre, die für Klein und Groß sehr bereichernd sein kann.

Allerdings können fehlende Strukturen, etwa in Form von klaren Anweisungen und einer festen Tagesabläufe, von manchen Kindern als Nachteil empfunden werden. Auch steht die Reggio-Pädagogik in der Kritik, weil sie Kindern unter Umständen einen eingeschränkten Blick auf die Welt vermitteln kann. Denn die Kleinen bekommen keine Vorgaben, wodurch viele Themen möglicherweise nicht ins kindliche Blickfeld geraten. Was die praktische Umsetzung des Reggio-Erziehungskonzepts betrifft, brauchen Kindertageseinrichtungen häufig mehr Ressourcen, etwa was die personelle, zeitliche und finanzielle Kapazität betrifft.

Trotz dieser Einschränkungen gilt die Reggio-Pädagogik als ein bewährtes und erfolgreiches Konzept, dessen elementarpädagogische Grundsätze sich häufig bei der Konzeption der pädagogischen Ausrichtung in Kindertageseinrichtungen und Krippen wiederfinden.

Weiterbildung in der Reggio-Pädagogik

Kindern Impulse zum selbstbestimmten, kreativen Handeln zu liefern, kannst du als pädagogische Fachkraft auf vielfältige Weise – wir von der Kindergartenakademie liefern dir Ideen und die fachliche Grundlage dafür! Da es sich bei der Reggio-Pädagogik nicht um ein starres Konzept handelt, sondern um eine sich stetig weiterentwickelnde Pädagogik, lernt man auch als Erzieherin oder Erzieher nicht aus! 

Möchtest du wissen, wie du die Reggio-Pädagogik in deiner Einrichtung einfließen lassen kannst? Suchst du nach praktischen Beispielen, um für deine Schützlinge eine anregende Lernumgebung zu gestalten? Im Austausch mit unseren Dozentinnen und Dozenten sowie anderen pädagogischen Fachkräften erarbeitet du ein Raumkonzept im Sinne der reggianischen Pädagogik, das nachhaltig und ganzheitlich die Entwicklung deiner Kita-Kids unterstützt.

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