U3-Betreuung im Kindergarten: Von Anfang an in guten Händen

Immer mehr Kinder unter drei Jahren werden in der Krippe, bei einer Tagesmutter oder in einer Kindertageseinrichtung betreut. Nicht nur für die Kleinen stellt diese Veränderung eine Herausforderung dar, auch Eltern und Bezugspersonen benötigen in der Eingewöhnungsphase professionelle Unterstützung. Welche Aufgaben kommen in dieser spannenden und prägenden Zeit auf Dich als pädagogische Fachkraft zu und wie kannst Du den Erziehungsberechtigten unter die Arme greifen? Hier begleiten wir Dich, die kleinsten Kita-Kinder und deren Eltern.
Eingewöhnung in der Kita
Berliner Eingewöhnungsmodell
- Rechtzeitige Information: Eltern werden über den Ablauf der Eingewöhnung informiert.
- Dreitägige Grundphase mit Elternteil: Während der ersten Eingewöhnungszeit bleibt ein Elternteil als „sicherer Hafen“ in der Einrichtung, übernimmt dabei weiterhin die Pflege, während die Fachkraft über das Spielen einen ersten Kontakt zum Kind aufbaut.
- Erster Trennungsversuch: Am vierten Tag verlässt das Elternteil den Raum, aber nicht die Einrichtung. Die Trennungszeit beträgt ca. 30 Minuten.
- Eingewöhnungsphase: Die Eingewöhnungszeit ist je nach Kind sehr unterschiedlich und kann etwa zwischen einer und drei Wochen variieren.
- Stabilisierungsphase: Die Länge der Trennungsphasen wird täglich gesteigert und die Pflegesituation wird nach und nach an die pädagogische Fachkraft übergeben, die sich als Spielpartner anbietet und auf die Bedürfnisse des Kindes reagiert.
- Schlussphase: Die Erzieherin oder der Erzieher wird zum „sicheren Hafen“ und festen Bezugserzieherin in der Kita. Das Kind lernt die täglichen Abläufe und Routinen kennen und wird allmählich in die Gruppe eingeführt.
Münchener Eingewöhnungsmodell
- Vorbereitungsphase: Erzieher und Eltern stehen in engem Austausch, treffen Absprachen und bereiten sich auf die Eingewöhnung vor.
- Kennenlernphase: Statt nur wenige Tage bleibt die Bezugsperson des Kindes eine Woche lang und über mehrere Stunden als „sicherer Hafen“ in der Kita. Die anderen Kita-Kinder fordern das Kind zum Mitspielen auf. Im Idealfall entfernt es sich selbst von seiner Bezugsperson, so muss der Trennungsversuch nicht herbeigeführt werden.
- Sicherheitsphase: Immer mehr Tätigkeiten wie Ernährung und Pflege werden in die Hände der Erzieherin oder des Erziehers übergeben. Die Bezugsperson bleibt aber weiterhin für mehrere Stunden in der Kita.
- Vertrauensphase: In dieser Zeit ziehen sich die Elternteile allmählich für einen Zeitraum von 30 bis 60 Minuten aus der Kita zurück und verabschieden sich aktiv von ihrem Kind. Ziel ist es, dass es sich von der pädagogischen Fachkraft trösten lässt. Wenn sich das Kind nicht beruhigen lässt, wird der Trennungsversuch ein paar Tage später wieder gestartet.
- Auswertungsphase: Eltern und Erzieher tauschen sich aus, was in der Trennungszeit gut gelaufen ist und worauf noch stärker eingegangen werden muss. Lässt sich das Kind von der pädagogischen Fachkraft beruhigen und pflegen und hat es sich an die neue Umgebung gewöhnt, wird die Eingewöhnung als erfolgreich betrachtet.

Im Alter zwischen sechs Monaten und einem Jahr sind Kleinkinder in der Lage, neben engen Vertrauten wie Mutter, Vater, Großeltern oder Geschwistern auch zu anderen Bezugspersonen wie Erziehern eine Bindung aufzubauen. Je intensiver die Bindungsqualität ist, desto einfacher wird es für das Kind, sich selbstständig zu lösen, seine Umwelt zu erkunden und seine Selbstwirksamkeit zu stärken – begleitet von der Gewissheit, dass Du als pädagogische Fachkraft immer da bist, um Sicherheit und Geborgenheit zu spenden.
U3-Betreuung: Ernährung, Pflege und Sauberkeitsentwicklung
- Essenssituationen: Das Essen ist ein schöner, geselliger Anlass, bei dem Zwänge keinen Platz haben. Nutze das Essen dazu, um eine Beziehung zu den Kindern aufzubauen und lass sie eigenständig wählen, was sie probieren möchten und wie viel sie davon essen wollen. Feste Tischregeln und Rituale sind natürlich unerlässlich – führe diese spielerisch ein, indem Du die Kinder z. B. zum gemeinsamen Tischdecken animierst.
- Wickelsituationen: Schon Säuglinge sollen bewusst an den Dingen beteiligt werden, die sie betreffen. Das bedeutet für Dich als Erzieherin oder Erzieher, dass Du jederzeit mit den Kindern in Dialog treten, sprechen und direkten Augenkontakt herstellen, anstatt für Ablenkungen zu sorgen. Ältere Kinder sollten entscheiden dürfen, von wem sie gewickelt werden.
- Schlafsituationen: Je müder ein Kind ist, desto ausgeprägter ist das Bedürfnis nach Sicherheit und Bindung. Das kann dazu führen, dass das Schlafengehen alles andere als entspannt wird. Der Übergang vom Mittagessen zum Schläfchen sollte beruhigend und über Rituale im Kindergarten eingeführt werden, damit Kinder Orientierungspunkte haben und einschätzen können, was auf sie zukommt: Eine ruhige Stimme und sanfte Berührungen unterstützen die pflegerischen Tätigkeiten davor, wie etwa das Wickeln und An- und Ausziehen. Zeit, Geduld und die Bereitschaft, sich auf unterschiedliche Anforderungen der Kinder einzulassen, sind bei der Schlafbegleitung unerlässlich.
Motorische Entwicklung von U3-Kindern
Raumgestaltung für U3-Kinder
- bedürfnisorientiert und altersgerecht sein,
- Freiräume und Rückzugsmöglichkeiten bieten sowie
- die Sinne anregen und damit Lust aufs Lernen und Ausprobieren machen.
Kommunikation und Sprachentwicklung bei U3-Kindern
Elternarbeit mit Eltern von U3-Kindern
- Vorbehalte: Manche Mütter und Väter, die sich recht bald nach der Geburt ihres Kindes wieder für ihr Berufsleben entscheiden, sehen sich mit Vorurteilen und Vorbehalten konfrontiert – gerade wenn ihre Entscheidung nicht auf finanziellen Zwängen beruht. Dass eine frühe Trennung nicht schädlich ist, sondern sich eine qualifizierte Betreuung sogar sehr positiv auf die Entwicklung auswirken kann, kannst Du mit Deinem Fachwissen am besten vermitteln und damit etwaige Zweifel und Schuldgefühle seitens der Eltern ausräumen.
- Zweifel: Nimm es nicht persönlich, wenn Eltern Deine Kompetenz infrage stellen. Das rührt meist aus der Verunsicherung und dem Wunsch, ihr Kind in guten Händen zu wissen. Durch einen regelmäßigen Austausch hältst Du Deine Arbeit transparent und kannst die Eltern und Bezugspersonen des Kindes auch zum Mitwirken einladen, etwa in Form von Elternbefragungen.
- Innere Leere: Die Trennungsphase während der Eingewöhnungszeit kann bei Eltern Angst und eine innere Leere hinterlassen. In einer solchen Situation brauchen Mütter und Väter viel emotionale Unterstützung und profitieren von Deiner Geduld. Idealerweise gelingt es Dir, verlässlich das Gefühl zu vermitteln, dass das Kind in der Kita in guten und gewissenhaften Händen ist.
- Konkurrenz- und Verlustängste: Wenn in das Leben des Kindes eine weitere Bezugsperson tritt, kann das bei manchen Elternteilen ein Konkurrenzgefühl auslösen, das in Verlustängsten begründet liegt. Stellst Du fest, dass ein Elternteil übermäßig oft Kritik an Deiner Arbeit übt oder regelrecht nach Fehlern und Mängeln bei der Fremdbetreuung sucht, könnte das ein Warnsignal sein. Statt mit Verärgerung zu reagieren, hilft es, Verständnis zu zeigen. Ein klärendes, offenes Elterngespräch bringt Dich in dieser Situation am besten weiter.