Mit Lerngeschichten Bildungsprozesse in der Kita dokumentieren

Als Erzieherin oder Erzieher begleitest Du die Entwicklung Deiner Kita-Kinder. Die Beobachtungen und Dokumentation der Lernprozesse, die die Kleinen im Kindergartenalltag durchmachen, werden für die obligatorische Bildungsdokumentation im Beobachtungsbogen festgehalten oder in Form von Fotos und Zeichnungen gesammelt und zu einem Portfolio zusammengestellt. Ergänzend dazu lässt sich ein kreatives Beobachtungsverfahren nutzen: die Lerngeschichten – eine Methode, die zwar Zeit erfordert, Deine pädagogische Arbeit aber sehr bereichern kann. Erfahre mehr über die Entstehung dieses Beobachtungsverfahrens, dessen Ziele und nimm Dir wertvolle Tipps für Deine eigenen Lerngeschichten mit!
Über die Entstehung von Lerngeschichten
Lerndispositionen nach Margaret Carr
- interessiert sein
- engagiert sein
- standhalten bei Herausforderungen und Schwierigkeiten
- sich ausdrücken und mitteilen
- an einer Lerngemeinschaft mitwirken und Verantwortung übernehmen
Ziele von Lerngeschichten
- Dokumentation von Lernprozessen: Lerngeschichten dienen dazu, die Fortschritte und Entwicklungen der Kinder möglichst umfassend zu dokumentieren und zu verstehen.
- Lernprozesse unterstützen: Auf dieser Grundlage kannst Du als Erzieherin oder Erzieher gezielte Fördermaßnahmen entwickeln, die auf die individuellen Bedürfnisse und Interessen des Kindes abgestimmt sind.
- Elternarbeit und Kommunikation fördern: Auch für Eltern bieten Deine Beobachtungen einen guten Einblick in den Entwicklungsstand ihres Kindes. Somit eignen sich Lerngeschichten auch gut für die Elternarbeit.
- Partizipation und Mitbestimmung etablieren: Das Kind steht im Mittelpunkt der Lerngeschichte. Es fühlt sich zugehörig, anerkannt und bekommt die Möglichkeit, sich mit Dir über das Geschriebene auszutauschen, was der Partizipation in der Kita entgegenkommt.
Beispiel für eine Lerngeschichte im Kindergarten
- die Lerngeschichte wird in Briefform verfasst
- die Sprache soll kindgerecht sein
- wende Dich in der direkten Anrede an das Kind
- achte auf eine klare Struktur
- betone die positiven Aspekte und vermeide kritische Formulierungen
- beobachte wertfrei
- berücksichtige den individuellen Entwicklungsstand des Kindes
Konkretes Beispiel
"Liebe Emilie, an diesem Morgen hast du beschlossen, ein ganz besonderes Bastelprojekt zu starten. Du bist zur Bastelkiste gegangen und hast bunte Papierstreifen, Perlen und Glitzersteine herausgeholt. Deine Augen haben vor Freude geleuchtet, als du begonnen hast, die Papierstreifen und die Dinge zu einem Regenbogen zu formen. Du hast überlegt und verschiedene Farben sorgfältig ausgewählt, um sie nach den Regenbogenfarben zu sortieren. Weißt du noch, welche du gewählt hast? Ich war sehr froh, dich so konzentriert arbeiten zu sehen, denn du hast genau gewusst, was du erschaffen möchtest und hast dich fleißig ans Werk gemacht. „Schaut mal,“ hast du gesagt und den fertigen Regenbogen ganz stolz den anderen Kindern gezeigt. „Das ist ein Regenbogen und er hat viele bunte Farben!“Alle waren begeistert! Dann hast du angefangen, jedem Kind zu erklären, wie du den Regenbogen gemacht hast und wie ein Regenbogen eigentlich entsteht. Emilie, du hast nicht nur ein beeindruckendes Kunstwerk geschaffen, sondern auch die anderen Kinder dazu inspiriert, über Farben in der Natur nachzudenken. Du hast uns allen gezeigt, wie viel Spaß das Lernen macht! Danke, dass du deine Ideen mit uns geteilt hast und uns daran erinnerst, wie aufregend es sein kann, die Welt mit offenen Augen zu sehen. Deine Nina" Tipps für das Verfassen von Lerngeschichten
- Sammle einzelne Beobachtungen: Dies kann Dir helfen, einen Ausgangspunkt für Deine Geschichte zu finden.
- Notiere Stichpunkte: Anstatt sofort einen zusammenhängenden Text zu verfassen, notiere Stichpunkte oder Schlüsselwörter zu Beobachtungen und Ereignissen. Diese Stichpunkte können als Leitfaden dienen, um Deine Gedanken zu strukturieren.
- Schreibe in Etappen: Teile das Schreiben in kleinere Etappen auf. Beginne beispielsweise mit der Beschreibung der Situation, dann der Handlungen des Kindes und schließlich der Reflexion und Bedeutung. Dies erleichtert den Schreibprozess.
- Hol Dir Feedback ein: Teile Deine Beobachtungen mit dem Kita-Team. Das Feedback anderer Erzieherinnen und Erzieher kann Dich dabei unterstützen, Deine Perspektive und Überlegungen zu reflektieren.
- Nobody is perfect: Denke daran, dass Deine erste Version nicht perfekt sein muss. Schreiben ist ein Prozess, und Du kannst später immer noch überarbeiten und verfeinern.