Eingewöhnung in die Kita: Übergang für Eltern und Kind gestalten

Wenn es so weit ist, dass ein Kind nicht mehr nur Zuhause, sondern in einer pädagogischen Einrichtung wie einer Krippe oder einer Kita betreut werden soll, beginnt nicht nur für die Kleinen eine aufregende und herausfordernde Zeit. Eltern und anderen Bezugspersonen fällt die Trennung oft genauso schwer und sie brauchen während der Eingewöhnungszeit Deine pädagogische Unterstützung! Dabei ist die Eingewöhnung in Krippe oder Kita eine enorm wichtige Erfahrung, die Kindern in ihrem neuen Lebensabschnitt Sicherheit vermittelt und damit eine Grundlage für weitere Bildungsprozesse schafft. Welche Eingewöhnungsmodelle gibt es und worin unterscheiden sie sich? Warum ist die Eingewöhnung wichtig? Wie kannst Du als Erzieherin oder Erzieher mit Situationen umgehen, in denen die Eingewöhnungszeit alle Beteiligten vor Herausforderungen stellt? Wir liefern Dir die Informationen.
Warum ist eine Eingewöhnung wichtig?
Welche Eingewöhnungsmodelle gibt es?

Das Berliner Eingewöhnungskonzept
- Information: Bevor es losgeht, werden die Eltern und Bezugspersonen des Kindes mit allen Informationen ausgestattet, die für den Eingewöhnungsprozess wichtig sind. So werden ihnen die Einrichtung, die Bedeutung des Prozesses und der Ablauf der Eingewöhnung vorgestellt. Pädagogische Fachkräfte nutzen das Elterngespräch, um mehr über das Kind zu erfahren – über Vorlieben und Interessen, mögliche Allergien, das Spielverhalten und alles, was für die kommende Zusammenarbeit wichtig werden könnte. In manchen Einrichtungen ist es üblich, dass Erzieherinnen und Erzieher einen Hausbesuch machen, um sich mit dem künftigen Kindergarten-Kind bekannt zu machen und das Umfeld kennenzulernen.
- Grundphase: Die dreitägige Grundphase erfolgt in Begleitung eines Elternteils oder einer festen Betreuungsperson, die das Kind in die Einrichtung begleitet, zu neuen Handlungen ermutigt und sich um die Pflegesituation, wie etwa das Wickeln, kümmert. Ansonsten hält sich die Bezugsperson weitestgehend im Hintergrund und überlässt es der Fachkraft, über das Spielangebot einen Kontakt zum Kind herzustellen.
- Erster Trennungsversuch: Am vierten Tag verabschiedet sich der begleitende Elternteil von dem Kind, verlässt den Raum, bleibt aber in unmittelbarer Nähe. Nun kommt es auf die Reaktion des Kindes an: Bleibt es gleichgültig oder weint es und lässt es sich beruhigen? Dann dauert die erste Trennung bis zu 30 Minuten. Wenn sich das Kind nicht wohlfühlt, muss die Bezugsperson vorzeitig zurückgeholt werden und der Trennungsversuch wird abgebrochen.
- Stabilisierungsphase: Die Stabilisierungsphase wird eingeleitet, sobald es der Fachkraft gelingt, das Kind zu beruhigen. Sicher gebundene Kinder brauchen in der Regel etwa zwei bis drei Wochen, um sich von ihrem Elternteil zu trennen, während sich bei unsicher gebundenen Kindern die Eingewöhnung nach etwa einer bis eineinhalb Wochen vollziehen kann. Etwa ab dem fünften Tag der Eingewöhnung beginnt die Fachkraft, immer mehr die Betreuung des Kindes zu übernehmen.
- Schlussphase: Von jetzt an verbringt das Kind täglich mehrere Stunden in der Kita und wird mit der Gruppe und den Abläufen vertraut gemacht. Die pädagogische Fachkraft übernimmt die Rolle als Bezugserzieherin bzw. Bezugserzieher. Die Eltern sollten in dieser Zeit telefonisch erreichbar sein, halten sich aber nicht mehr im Kindergarten oder der Kindertagesstätte auf.
Münchener Eingewöhnungsmodell
- Vorbereitungsphase: In der Vorbereitungsphase arbeiten Eltern und Erzieher eng zusammen: Dabei tauschst Du Dich mit den Eltern nicht nur über die Bedürfnisse des Kindes aus, sondern nimmst Dir auch besonders viel Zeit, um die Bezugspersonen über den Ablauf und mögliche Probleme aufzuklären. Eltern können ihre Wünsche und Bedürfnisse formulieren und auch Zeit für offene Fragen solltest Du bereithalten. Gerade wenn es die erste Kita-Eingewöhnung ist, müssen auch die Eltern Dich als Vertrauensperson wahrnehmen.
- Die Phase des Kennenlernens: Etwa eine Woche lang begleitet ein Elternteil oder eine enge Bezugsperson das Kind für kurze Zeiträume in die Einrichtung. Mit dem „sicheren Hafen“ im Rücken hat das Kind die Möglichkeit, die ungewohnte Umgebung stressfrei unter die Lupe zu nehmen. Als pädagogische Fachkraft kannst Du das Kind zu verschiedenen Aktivitäten einladen, aber nicht dazu drängen oder beeinflussen. Anfängliche Unsicherheiten sind meist schnell ausgeräumt, denn Kinder sind von Natur aus neugierig und lassen sich mit der Zeit selbstständig auf neue Erfahrungen ein. Auch die anderen Kita-Kids leisten dazu ihren Beitrag, indem sie den „Neuankömmling“ in ihr Spiel einbeziehen. So kann sich das angehende Kita-Kind in Ruhe einen Eindruck verschaffen und sich in seinem eigenen Tempo und ohne Zeitdruck integrieren.
- Sicherheitsphase: In der zweiten Woche hält sich die Bezugsperson des Kindes noch immer mit in der Einrichtung auf, agiert dabei aber zunehmend im Hintergrund. Dafür übernimmt die Erzieherin oder der Erzieher die Betreuer-Rolle, unterstützt z. B. beim Mittagessen oder steht tröstend zur Seite. Für das Kind bedeutet die Anwesenheit seines Elternteils Sicherheit; zugleich beginnt es, sich auf die Routinen und den Tagesablauf in der Kita einzulassen und erkundet das Spielangebot.
- Vertrauensphase: Feste Abläufe und eine vertraute Umgebung bieten dem Kind die Sicherheit, die es für die Eingewöhnung braucht. Die Vertrauensphase ist dadurch gekennzeichnet, dass das Kind zunehmend Verlässlichkeit erfährt und darüber bereit ist, sich mit den neuen Herausforderungen und den neuen Interaktionspartnern, also Erziehern und den Kita-Kindern, zu arrangieren. Die Bezugsperson zieht sich dabei immer mehr aus der Kita zurück, sollte aber in keinem Fall von einem Moment auf den anderen verschwinden, sondern die Verabschiedung direkt mit dem Kind kommunizieren, es trösten und kuscheln. Es wird dabei dem Kind überlassen, zu entscheiden, wann es bereit ist, die Trennung zu akzeptieren. Tränen sind dabei keine Seltenheit, die Umstellung kann sehr stressig sein. Sind diese aber nur von kurzer Dauer und lässt sich das Kind von Dir – seinem Bezugserzieher – beruhigen und wendet sich wieder dem Kita-Geschehen zu, kann davon ausgegangen werden, dass die Eingewöhnung abgeschlossen ist.
- Reflexionsphase oder Auswertungsphase: Hat sich das Kind eingewöhnt, kehrt nach einigen Wochen auch der Alltag für die Eltern ein – nun wird es Zeit für ein Elterngespräch. Hierbei erfahren die Eltern bzw. Bezugspersonen mehr über den Tagesablauf des Kindes, wie gut es sich eingewöhnt hat, ob es Schwierigkeiten gibt und wie sich diese ggf. im Rahmen einer Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und pädagogischen Fachkräften bewältigen lassen. Dieser Austausch sollte regelmäßig stattfinden, um den weiteren Entwicklungsweg Deines Schützlings im Vorfeld mit den Eltern anzusprechen und zu begleiten.
Die Kita-Eingewöhnung klappt nicht: Was ist zu tun?
- Individuelle Bedürfnisse beachten: Jedes Kind ist einzigartig und sollte nicht nach einem bestimmten Schema betrachtet werden. Beobachte genau, wie das Kind auf die Eingewöhnung reagiert und nimm Dir Zeit, das Kind kennenzulernen und seine Stärken, Interessen und Ängste zu verstehen. Es lohnt sich, vertraute Dinge wie das liebste Kuscheltier heranzuziehen, um den Übergang zu erleichtern.
- Verständnisvolle Kommunikation mit Eltern: Auch für die Eltern bedeutet die Eingewöhnung in der Kita eine einschneidende Trennungsphase – manche gehen damit leichter um als andere. Zeit für Gespräche mit den Eltern und Bezugspersonen solltest Du unbedingt einplanen. Gib ihnen die Möglichkeit, ihre Sorgen und Bedenken zu äußern. Je besser Du ihnen den Eingewöhnungsprozess erläuterst, desto mehr Sicherheit kannst Du ihnen vermitteln, etwa dass es normal ist, dass sich einige Kinder in der Anfangsphase schwerer tun.
- Zusätzliche Unterstützung anbieten: Wenn ein Kind oder die Eltern Schwierigkeiten haben, biete zusätzliche Unterstützung an. Das kann bedeuten, dass Du als Erzieherin mehr Zeit mit dem Kind verbringst, um eine engere Bindung aufzubauen, oder dass Du den Eltern Ratschläge für den Umgang mit dem Trennungsprozess geben kannst. So kannst Du z. B. darauf hinweisen, dass es die Eingewöhnung erleichtert, wenn das Kind nicht nur Zeit mit seiner Bezugsperson verbringt, sondern auch mit anderen vertrauten Erwachsenen wie den Großeltern allein gelassen werden kann. So kann es Sicherheit auch außerhalb des gewohnten Umfeldes erfahren.
- Rituale und Routinen: Struktur und Gewohnheiten sind wichtig, um Kindern Sicherheit zu geben. Schaffe klare Rituale und Routinen während der Eingewöhnungsphase, etwa durch einen Morgenkreis. Dadurch kann sich das Kind schneller orientieren und sich wohlfühlen.
- Zusammenarbeit mit anderen Fachkräften: Deine Kolleginnen und Kollegen wissen sicher Rat – zögere nicht, Dir Unterstützung von anderen Fachkräften zu holen. Sie können Dir weitere Tipps und Ressourcen bieten, um die Eingewöhnung zu erleichtern.
- Geduldig bleiben: Der Eingewöhnungsprozess kann Zeit in Anspruch nehmen, und es ist wichtig, geduldig zu sein. Gib dem Kind und den Eltern die Zeit, die sie benötigen, um sich an die neue Situation zu gewöhnen. Zeige Verständnis und zeige ihnen, dass sie den aufregenden Prozess nicht allein bewältigen müssen.