Prävention bedeutet, Verhalten oder Situationen vorzubeugen, die für Menschen gesundheitliche, d. h. psychische und/oder körperliche Risiken oder Schäden, nach sich ziehen. Eine Kindertagesstätte ist ein Ort des Miteinanders, hier treffen unterschiedliche kleine und große Persönlichkeiten aufeinander, die individuelle Bedürfnisse, aber auch persönliche Geschichten und Erfahrungen einbringen, die sie in ihrem Handeln prägen. 

Zu deinen Herausforderungen als pädagogische Fachkraft in einer Kita gehört manchmal leider auch der Umgang mit schwierigen Themenbereichen wie Erfahrungen von körperlicher wie seelischer Gewalt durch Aggression, Mobbing oder Missbrauch. Damit deine Schützlinge die Möglichkeit erhalten, zu gesunden, verantwortungsbewussten und empathischen Individuen heranzuwachsen, kommt es neben einem hohen Maß an Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen vor allem auf die passenden Präventionsmaßnahmen und eine professionelle Gesundheitsförderung bei Kindern an.

Wir zeigen dir, wie du

Umgang mit Aggressionen und Konflikten in der Kita

Jedes Gefühl – und dazu gehören auch Ärger und Wut – hat einen Ursprung und dadurch eine Berechtigung. Selbst wir Erwachsenen haben oft Schwierigkeiten, uns unserem Gegenüber verständlich zu machen. Wenn wir wütend sind, wissen wir aber im besten Fall, dass wir nicht mit Stühlen schmeißen oder um uns schlagen sollten. Wir haben die Fähigkeit zur Selbstregulierung. Wir können Gefühle auf andere Tätigkeiten umlenken oder sogar verbergen. Wenn Kinder aggressives Verhalten zeigen, schreien, schubsen, sich widerspenstig geben, geschieht dies nicht aus Feindseligkeit, sondern oft aus Frust, unerfüllten Bedürfnissen wie Hunger oder Durst oder wegen Reizüberflutung. Kinder versuchen, sich zu behaupten, zu artikulieren und darauf aufmerksam zu machen, was ihnen fehlt. Um an ihr Ziel zu kommen, etwa an ein Spielzeug, mit dem gerade ein anderes Kind beschäftigt ist, schrecken die Kleinen mitunter nicht vor rabiatem Verhalten zurück. Das sorgt natürlich für viel Unruhe in der Kita und stellt deine Geduld sicherlich nicht selten auf die Probe – schließlich sind deine Nerven nicht aus Stahl.

Die “Superkraft”, die es für die Prävention und im Umgang mit Aggressionen und Konflikten in der Kita zu entwickeln gilt, ist ein fundiertes Wissen

  • zum Ursprung von Aggressionen
  • zu Formen der Konfliktbearbeitung
  • zu Möglichkeiten der Gewaltprävention

Aber auch die Selbstreflexion ist ein wesentlicher Faktor! Wie du deine Fähigkeiten und Erfahrungen um Fachwissen und praktische Kenntnisse erweitern können, lernst du bei uns!

Passendes Seminar:
LIVE ONLINE SEMINAR Kratzen, beißen, schlagen – Souveräner Umgang mit Aggressionen und Gewalt im Kita-Alltag

Was ist “gewaltfreie Kommunikation”?

Dr. Marshall B. Rosenberg prägte das Konzept der “Gewaltfreien Kommunikation” (GFK). Aus Maßnahmen für den Umgang mit Konflikten, die nicht auf Bestrafung und Machtausübung beruhen, ist eine im pädagogischen Alltag anerkannte Grundhaltung geworden, die dabei unterstützen soll: 

  • bewusster zuzuhören
  • bewusster zu agieren und zu reagieren
  • auf den sprachlichen Ausdruck zu achten
  • respektvoll und einfühlsam miteinander umzugehen
  • möglichst wertfrei wahrzunehmen
  • Gefühle konkret zu benennen
  • Bedürfnisse zu thematisieren
  • zu bitten statt zu fordern

Bei der gewaltfreien Kommunikation geht es darum, auch in komplexen und konfliktreichen Situationen den Überblick zu behalten und empathisch und moralisch zu handeln. Kinder sind häufig noch nicht in der Lage, ihr Handeln moralisch zu beurteilen. Daher empfinden sie kein Schuldgefühl, wenn sie einem anderen Kind das Spielzeug entreißen, auch dann nicht, wenn es unter Einsatz von Gewalt geschieht. In einer solchen Situation hilft die Moralkeule also nicht. Eine erfolgreiche Strategie für dich als Erzieherin und Erzieher und nicht nur im Umgang mit schwierigen, aggressiven oder verhaltensauffälligen Kindern wäre, die Ursache herauszufinden, auf der das Verhalten beruht – die gewaltfreie Kommunikation bietet sich hierfür als Kommunikationsmethode an.

Passendes Seminar:
LIVE ONLINE SEMINAR Gewaltfreie Kommunikation

Adultismus als Hindernis für gewaltfreie Kommunikation

Wir Erwachsenen wissen es immer besser – denken wir zumindest. Problematisch wird diese Auffassung dann, wenn sie zu Machtmissbrauch führt: Wenn Erwachsene Kindern bestimmte Eigenschaften zuschreiben (“Du bist ein Kind, deshalb bist du trotzig, unerzogen, unreif.”) und sie aufgrund ihres Alters diskriminieren, d. h. Vorschriften machen und Bedürfnisse nicht ernst nehmen, spricht man von “Adultismus”. Diese Art der Machtausübung kann sich sowohl zwischen Eltern und ihren Kindern ereignen, kommt aber auch in pädagogischen Einrichtungen vor. 

Manchmal sind die Formen des Machtmissbrauchs eindeutig, etwa im Fall von körperlicher Gewalt, Bestrafungen, Beschimpfungen. Aber auch in seiner subtilen Form ist Adultismus schädigend, etwa in Form von Belehrungen, Unterbrechungen, Schuldzuweisungen. Vielleicht kommen dir folgende Floskeln bekannt vor?

  • “Du benimmst dich wie ein Baby!”
  • “Es wird so gemacht, weil ich es sage!”
  • “Ruhe! Jetzt reden die Erwachsenen!”

Worte, auch wenn sie ohne böse Hintergedanken ausgesprochen werden, können sehr machtvoll sein; sie können Vorurteile und Ängste stärken, den Selbstwert untergraben und dadurch die kindliche Entwicklung nachhaltig negativ beeinflussen. Wie lässt sich Adultismus im Kita-Alltag vermeiden? Unsere Expertinnen und Experten geben Rat!

Passendes Seminar:
LIVE ONLINE SEMINAR Machtvolle Sprache – Adultismus im Kitaalltag

Mobbing im Kindergarten

Bei Mobbing handelt es sich um eine Form von psychischer Gewalt, die schon früh auftreten kann: Mobbing kann schon bei Kindern zwischen 3 und 6 Jahren beginnen, auch wenn Kinder erst im Vorschulalter in der Lage sind, bewusst Handlungen auszuführen, die darauf ausgerichtet sind, ein anderes Kind systematisch, d. h. geplant und gezielt physisch oder psychisch zu verletzen. Zum Mobbing können körperliche Angriffe wie Schlagen, Schubsen, Treten, aber auch verbale Attacken wie Auslachen, Stören, Beschuldigen oder Beschimpfen zählen. 

In jedem Fall ist es wichtig, dass du als Erzieherin oder Erzieher frühzeitig einschreitest, denn aus einem Einzelfall des Mobbings kann schnell ein Lauffeuer werden, welches betroffene Kinder nachhaltig prägt.

Folgen von Mobbing für betroffene Kinder

Das Tückische an Mobbing ist, dass es häufig nur schwer zu erkennen ist, vor allem dann, wenn sich das betroffene Kind nicht seinen Eltern oder der pädagogischen Fachkraft anvertrauen möchte. Kinder, die Mobbing ausgesetzt sind, sehen sich als die Ursache des Problems. Daher leiden sie häufig still und versuchen, die Situation mit sich auszumachen. Das kann

  • Schlaf- und Konzentrationsstörungen, 
  • sozialen Rückzug und 
  • ein gestörtes Selbstwertgefühl

zur Folge haben. Diese Faktoren haben großen Einfluss auf das Wohlbefinden und können sowohl körperliche Leiden wie Bauchschmerzen oder Übelkeit auslösen als auch psychische Erkrankungen bedingen.

Wie kann man Mobbing verhindern?

Mobbing sollte nicht erst dann zum Thema in deiner Einrichtung werden, wenn es schon im Gange ist. Es bietet sich in jedem Fall an, bereits erste Anzeichen und Beobachtungen zum Anlass zu nehmen, um über das Thema aufzuklären. Benimmt sich ein Kind etwa dominant gegenüber einem anderen, stellt es Forderungen und versucht mit aller Macht, seinen Willen durchzusetzen, können sich diese Verhaltensweisen negativ festigen. Mobbing lässt sich daher am besten durch Aufklärung verhindern.

So kannst du gegen Mobbing in der Kita vorgehen

Damit alle Erzieherinnen und Erzieher im Fall von Mobbing an einem Strang ziehen, bietet sich ein Anti-Mobbing-Konzept an, in dem sich alle Beteiligten darauf einigen, wie in etwaigen Situationen zu handeln ist. Diese Schritte könnte ein solches Vorgehen gegen Mobbing beinhalten: 

  1. Einschreiten und aufklären: Beobachtest du eine Mobbing-Situation, solltest du ein klärendes Gespräch mit allen beteiligten Kindern suchen und klarstellen, dass ein Verhalten, das anderen schadet, nicht unerwünscht ist. Versuch zu vermitteln, was einen fairen Umgang ausmacht und nimm dir ausreichend Zeit für das Gespräch.
  2. Regeln aufstellen: Anhand von Geschichten lassen sich Situationen für Kinder bildlich vermitteln. Diese Basis kannst du nutzen, um gemeinsam mit den Kleinen Regeln zu formulieren, die zu gegenseitigem Respekt führen, wie etwa dass körperliche Übergriffe aller Art verboten sind und keine Beleidigungen geduldet werden. Für die Kinder bilden diese Grundsätze eine Grundlage für angemessenes Verhalten, auf die du zurückverweisen kannst, sollte es die Situation erforderlich machen.
  3. Elterngespräch: Mobbing überfordert nicht nur betroffene Kinder, sondern kann auch ihre Erziehungsberechtigten vor eine Herausforderung stellen. In einem Elterngespräch kannst du die Bezugspersonen über die Situation informieren und deine Unterstützung anbieten.

Passendes Seminar:
LIVE ONLINE SEMINAR Mobbing im Kita-Alltag und dessen Praevention

Kinderschutz in der Kita: Missbrauch erkennen und handeln

Auch wenn körperliche Gewalt oder sexueller Missbrauch an Kindern erschreckende Themen mit Berührungsängsten sind, bist du als pädagogische Fachkraft gemäß § 8a SGB VIII rechtlich dazu verpflichtet, jeden Verdacht auf Kindeswohlgefährung zu melden. Es ist daher wichtig, sich einen kompetenten Umgang anzueignen, um präventiv im Bereich Kinderschutz erste Anzeichen zu erkennen und im Verdachtsfall gezielt handeln zu können.

  • Was sind Anzeichen von Missbrauch und wie lassen sich diese identifizieren?
  • Wie kannst du ein betroffenes Kind begleiten und unterstützen? 
  • Welche externen Hilfsangebote kannst du in Anspruch nehmen?
  • Wie lässt sich präventiv gegen Missbrauch vorgehen?

Dieses schwierige Thema lässt sich nicht einfach in ein paar Sätzen zusammenfassen. Doch unsere Expertinnen und Experten von der Kindergartenakademie bieten dir die nötige und professionelle Unterstützung in diesem sensiblen Bereich!

Passendes Seminar:
LIVE ONLINE SEMINAR Missbrauch-Anzeichen und kompetenter Umgang im Kita-Alltag

Kinder psychisch kranker Eltern: Herausforderungen für die Kita

Verhaltenspsychologisch und auch genetisch betrachtet haben Kinder von Eltern, die an psychischen Erkrankungen wie etwa einer Sucht oder Depression leiden, ein erhöhtes Risiko, ebenfalls betroffen zu sein. Schon im frühen Kindesalter können sie Verhaltensauffälligkeiten oder Kinderängste entwickeln, die ihnen den Alltag und auch Beziehungen zu anderen erschweren. Das kommt mitunter daher, dass sie das Verhalten ihrer Eltern nur schwer einzuordnen wissen, sich möglicherweise sogar dafür verantwortlich fühlen und darüber Schuldgefühle entwickeln. Diese hohe Belastung kann lebenslange Auswirkungen haben und die Entwicklung stark beeinflussen.

Wie kannst du als pädagogische Fachkraft unterstützend und präventiv einem schädigen Verhalten entgegenwirken?

  • Sei für das betroffene Kind eine zuverlässige Bezugsperson und ermögliche eine stabile Beziehungserfahrungen. Stelle nicht nur die physische Versorgung sicher, wie etwa die Hygiene und Ernährung, sondern bieten vor allem auch emotionale Nähe an.
  • Fördere das Selbstwertgefühl und die Selbstwirksamkeit des Kindes, indem du z. B. explizit herausstellst, was dein Schützling alles gut kann.
  • Nimm die Gefühle des Kindes wahr und ernst: Rückzug, Aggression oder Lustlosigkeit können Ausdruck von Belastung sein. Begegne diesen Verhaltensweisen verständnisvoll und setze dem Feingefühl und Ermutigung entgegen.
  • Tausche dich mit deinem Team über das weitere Vorgehen und mögliche Maßnahmen aus: In keinem Fall musst du die herausfordernde Aufgabe alleine meistern. Auch wir von der Kindergartenakademie stehen dir dabei zur Seite!

Passende Seminare:
LIVE ONLINE SEMINAR Psychische Auffälligkeiten bei Kindern erkennen und Hilfestellung leisten
Kinder psychisch kranker Eltern verstehen und unterstützen