Hochbegabung bei Kindern: Herausforderungen und Chancen im Kita-Alltag

Mädchen mit Brille vor buntem Hintergrund hebt energisch den Arm und wirkt selbstbewusst.
Darum geht’s:
 
  • Persönlichkeitsmerkmale hochbegabter Kinder
  • Verhaltensauffälligkeiten von Kindern mit Hochbegabung
  • Was Du als Erzieher tun kannst
  • Dein Beitrag als Erzieher ist unbezahlbar
 Hochbegabung bei Kindern wird oft übersehen, weil sie sich nicht immer in typischen Mustern zeigt. Hochbegabte Kinder sind häufig zurückhaltend oder in ihre eigenen Interessen vertieft, was die Begabung schwer erkennbar macht. Spezifische Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensauffälligkeiten können leicht übersehen oder missverstanden werden. Als Erzieher kannst Du entscheidend dazu beitragen, das Potenzial der Kinder zu entfalten und sie zu unterstützen.
 
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Persönlichkeitsmerkmale hochbegabter Kinder

 Eine Hochbegabung bei Kindern zeichnet sich nicht nur durch außergewöhnliche kognitive Fähigkeiten aus, sondern auch durch einzigartige Persönlichkeitsmerkmale.  
1. Frühzeitige Selbstständigkeit
Hochbegabte Kinder übernehmen häufig sehr früh Verantwortung und erledigen Aufgaben selbstständig, die andere Kinder in ihrem Alter noch nicht bewältigen können. Sie zeigen eine bemerkenswerte Fähigkeit zur Selbstorganisation und benötigen weniger Anleitung, um Probleme zu lösen. Dies kann sowohl bei alltäglichen Aufgaben als auch in spielerischen Situationen beobachtet werden.  Beispiele: Ein 4-jähriges Kind, das mit Bausteinen ein komplexes Gebäude baut, ohne um Hilfe zu bitten. Oder: Ein Kind, das eigenständig eine schwierige Aufgabe im Spiel löst, ohne dass Du mithelfen musst.
2. Hohe Neugier und Wissensdurst
Hochbegabte Kinder sind besonders daran interessiert, die Welt um sich herum zu verstehen, und suchen aktiv nach Antworten. Ihre Neugier ist oft nicht nur auf Oberflächenwissen begrenzt, sondern geht in die Tiefe und umfasst komplexe Zusammenhänge. Beispiel: Ein 5-jähriges Kind fragt, warum der Himmel blau ist und auch, wie das Licht der Sonne funktioniert und was der Unterschied zwischen Hellblau und Dunkelblau ist.
3. Perfektionismus und hohe Ansprüche an sich selbst
Kinder, die hochbegabt sind, neigen dazu, sehr hohe Ansprüche an sich selbst zu stellen. Sie möchten ihre Aufgaben nicht nur erledigen, sondern sie perfekt ausführen. Dieser Perfektionismus kann sowohl in ihrem Verhalten als auch in ihrer Leistung zum Vorschein kommen. Sie sind häufig unzufrieden, wenn sie ihre eigenen hohen Standards nicht erreichen, und können Schwierigkeiten haben, Fehler zu akzeptieren. Beispiel: Ein 6-jähriges Kind, das beim Malen eine Zeichnung nicht fertigstellt, weil es glaubt, dass sie nicht „gut genug” ist. Es wiederholt die Arbeit, bis sie seinen hohen Erwartungen entspricht.
 
4. Starke innere Motivation
Hochbegabte Kinder sind oft von innen heraus motiviert, Neues zu lernen. Sie benötigen nicht viel äußeren Anreiz, um sich für ein Thema zu begeistern. Ihre Motivation kommt von ihrem natürlichen Drang, Dinge zu verstehen und ihre eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Sie verfolgen ihre Interessen mit Leidenschaft und Ausdauer, häufig, ohne dass Du als Erzieher eine direkte Anleitung gibst. Beispiel: Nehmen wir an, ein Kind erforscht stundenlang ein Thema wie Dinosaurier. Es liest Bücher darüber oder stellt Fragen, ohne dass es dafür eine Belohnung oder Anerkennung bekommt.
Ein Mädchen und ein Junge sitzen im Kindergarten an einem Tisch und schauen auf ein iPad.

Hochbegabung bei Kindern: Verhaltensauffälligkeiten

 Hochbegabte Kinder können aufgrund ihrer besonderen Wahrnehmung und intensiven emotionalen Reaktionen Verhaltensauffälligkeiten zeigen, die oftmals nicht sofort als Zeichen von Hochbegabung erkannt werden. 
1. Überempfindlichkeit und emotionale Intensität
 Kinder mit Hochbegabung sind häufig besonders empfindsam und reagieren emotional intensiver auf ihre Umwelt als andere Kinder. Diese erhöhte Sensibilität kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Sie nehmen Situationen stärker wahr und sind manchmal sehr betroffen von Konflikten oder den Emotionen anderer. Eine solche emotionale Intensität kann zu Überforderung führen, besonders wenn die Kinder mit einer Umgebung konfrontiert sind, die ihre hohen Anforderungen nicht erfüllt, oder sie sich missverstanden fühlen. Beispiel: Ein 5-jähriges Kind ist sehr betroffen, wenn es einen Streit unter anderen Kindern beobachtet. Es reagiert emotional und zieht sich dann zurück, weil es die Situation intensiver wahrnimmt und nicht in der Lage ist, sie so einfach abzuschütteln.
2. Einsamkeit und soziale Anpassungsprobleme
Da hochbegabte Kinder meist viel weiter entwickelt sind als ihre Altersgenossen, haben sie manchmal Schwierigkeiten, gleichaltrige Freunde zu finden, mit denen sie auf einer ähnlichen intellektuellen Ebene kommunizieren können. Sie fühlen sich häufig isoliert, weil ihre Interessen und ihre Denkweisen von denen ihrer Altersgenossen abweichen. Dies kann zu einem Gefühl der Einsamkeit und zu Schwierigkeiten bei der sozialen Integration führen. Es ist wichtig, dass Du diesen Kindern Wege aufzeigst, wie sie sich in soziale Gruppen einfügen können. Beispiel: Ein 7-jähriges Kind fühlt sich in der Gruppe oft gelangweilt, weil es das Gespräch mit den anderen Kindern nicht auf gleicher Ebene führen kann. Es zieht sich deshalb manchmal zurück und spielt lieber alleine, anstatt sich mit den anderen zu beschäftigen.
3. Zwanghafte Verhaltensweisen
Kinder mit Hochbegabung können in einigen Fällen zwanghafte Verhaltensweisen entwickeln, vor allem wenn sie sehr hohe Erwartungen an sich selbst stellen und Schwierigkeiten haben. Diese Zwangsstörungen zeigen sich i. d. R.  in Ritualen oder wiederholtem Verhalten, das dem Kind hilft, mit der Unsicherheit oder dem Drang nach Perfektion umzugehen. Zwangshandlungen können auch durch Stress oder Frustration ausgelöst werden, wenn das Kind das Gefühl hat, die Kontrolle über eine Situation zu verlieren. Beispiel: Ein Kind wiederholt immer wieder die gleiche Bewegung oder Handlung, wie zum Beispiel das Zählen von Objekten, weil es glaubt, nur so die Kontrolle über die Situation zu haben oder das „perfekte“ Ergebnis zu erzielen. 

Wie Du als Erzieher hochbegabte Kinder unterstützen kannst

Die frühzeitige Erkennung von Hochbegabung ist entscheidend, um das Potenzial der Kinder zu fördern. Wird Hochbegabung nicht erkannt, kann das zu Unterforderung, Einsamkeit und Verhaltensauffälligkeiten führen. Als Erzieher kannst Du helfen, indem Du ihre kognitiven und sozialen Bedürfnisse erkennst und sie gezielt förderst. Eine passende Unterstützung ermöglicht es ihnen, sowohl ihre Fähigkeiten zu entwickeln als auch ihre emotionale und soziale Integration zu stärken. 
Förderung der Selbstständigkeit und Neugier
Es ist wichtig, dass Du hochbegabten Kindern den Raum gibst, ihre Interessen selbstständig zu verfolgen und neue Themen zu entdecken. Schaffe eine Umgebung, in der sie eigenständig Aufgaben lösen können, aber biete auch gezielte Anreize für tiefere Entdeckungen. Wie Du unterstützen kannst:
  • Gib den Kindern die Freiheit, ihre eigenen Lernprojekte zu wählen und umzusetzen. Ein Beispiel könnte sein, dass sie ein eigenes kleines Forschungsprojekt durchführen, bei dem sie selbst entscheiden, welches Thema sie vertiefen möchten.
 
  • Stelle den Kindern regelmäßig komplexe Fragen, die sie neugierig machen, aber bei denen sie selbst Lösungen finden können, z. B.: „Was passiert, wenn man Schall durch Wasser schickt?” Das regt zu einer intensiven Auseinandersetzung mit einem Thema an.    
 
  • Lass die Kinder in einer „Zukunftswerkstatt” ihre eigenen Lösungen für ein fiktives oder reales Problem entwickeln. Beispielsweise könnten sie Ideen für eine umweltfreundlichere Welt entwickeln, was ihre Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten fördert.
  
Fehlerkultur und Umgang mit Perfektionismus
Es ist wichtig, hochbegabten Kindern beizubringen, dass Fehler zum Lernprozess gehören und dass es okay ist, nicht immer alles perfekt zu machen. Wie Du unterstützen kannst:
  • Organisiere eine Woche, in der das Thema Fehler im Mittelpunkt steht. Jeden Tag können die Kinder ein „Fehlerbeispiel” teilen, sei es aus ihrer Arbeit oder einem Spiel, und gemeinsam reflektieren, was sie daraus gelernt haben.
 
  • Lass die Kinder bewusst eine Zeichnung oder ein Kunstprojekt „falsch” machen und akzeptiere das „Unperfekte” als Kunst. Dies fördert ihre Akzeptanz von Fehlern und zeigt ihnen, dass Fehler keine Schwäche sind.
 
  • Führe mit den Kindern ein „Fehler-Journal”, in dem sie jeden Tag einen Fehler aufschreiben, den sie gemacht haben, und was sie daraus gelernt haben. Das hilft, den Fokus vom Versagen auf das Lernen zu lenken.
  
Förderung sozialer Fähigkeiten und Teamarbeit
Hochbegabte Kinder haben oft Schwierigkeiten, sich mit Gleichaltrigen zu identifizieren, da ihre Interessen und Denkweisen weit über das Niveau ihrer Altersgenossen hinausgehen. Dies kann zu einem Gefühl der Einsamkeit und zu Schwierigkeiten bei der sozialen Integration führen. Es ist wichtig, dass Du die sozialen Fähigkeiten dieser Kinder förderst und ihnen hilfst, sich in Gruppen zu integrieren. Wie Du unterstützen kannst:
  • Setze hochbegabte Kinder in heterogene Gruppen, um an komplexen Problemlösungsaufgaben zu arbeiten, wie z. B. das Erstellen eines Plans für ein gemeinsames Projekt. Sie müssen zusammenarbeiten, Ideen austauschen und Kompromisse finden.
 
  • Erstelle Rollenspiele, bei denen die Kinder in verschiedenen sozialen Szenarien interagieren müssen, wie z. B. in einem Team, das ein gemeinsames Ziel verfolgt. Dies fördert ihre Empathie und den sozialen Austausch.
 
  • Lass hochbegabte Kinder als Mentoren für jüngere Kinder agieren, indem sie z. B. ein Thema, das sie gut beherrschen, in einer einfachen und verständlichen Weise erklären. Dies stärkt nicht nur ihre sozialen Fähigkeiten, sondern fördert auch ihr Verantwortungsbewusstsein.
  
Emotionales Verständnis und Unterstützung
 Die emotionale Intensität und Überempfindlichkeit hochbegabter Kinder können dazu führen, dass sie auf stressige oder herausfordernde Situationen stärker reagieren als andere Kinder. Es ist wichtig, dass Du ihnen hilfst, ihre Emotionen zu verstehen und zu regulieren. Wie Du unterstützen kannst:
  • Gefühlsbarometer: Führe ein „Gefühlsbarometer” ein, bei dem die Kinder täglich angeben, wie sie sich fühlen. Dies kann durch Farben oder Smiley-Symbole geschehen. Es hilft den Kindern, ihre Emotionen zu erkennen und auszudrücken.
 
  • Achtsamkeitsübungen: Baue kurze Achtsamkeitsübungen in den Alltag ein, wie z. B. bewusstes Atmen oder eine „Gefühlspause”, in der die Kinder sich für einen Moment zurückziehen und ihre Emotionen reflektieren können.
 
  • Geschichten zur Emotionsbewältigung: Lese mit den Kindern Geschichten, in denen die Charaktere lernen, ihre Gefühle zu erkennen und zu regulieren. Sprich danach über die Emotionen der Charaktere und stelle Fragen, wie die Kinder sich in ähnlichen Situationen fühlen würden.
  
Individuelle Förderung und Herausforderung
Hochbegabte Kinder benötigen oft individuelle Förderung, die speziell auf ihre Stärken und Herausforderungen abgestimmt ist. Dabei ist es ratsam, dass Du sie nicht nur herausforderst, sondern auch dabei unterstützt, ihre Stärken weiter auszubauen, ohne sie zu überfordern. Wie Du unterstützen kannst:
  • Entwickle für hochbegabte Kinder flexible Lernpläne, die sich an ihren individuellen Interessen und Talenten orientieren. Wenn ein Kind besonders an Mathematik interessiert ist, kann es spezifische Aufgaben und Projekte zu diesem Thema bearbeiten.
 
  • Stelle den Kindern jede Woche eine neue „Lern-Challenge“, welche ihre intellektuellen Fähigkeiten fördert. Das könnte in Form eines Puzzles, einer Denksportaufgabe oder eines kreativen Projekts sein.
 
  • Biete den Kindern zusätzliche Ressourcen an, die über den normalen Lehrplan hinausgehen. Dies können Bücher, Webseiten oder sogar kurze Workshops zu spezifischen Themen sein, die ihre Neugier anregen.
  
Förderung von Resilienz und Stressbewältigung
Da hochbegabte Kinder oft unter Leistungsdruck stehen, ist es wichtig, dass Du ihnen beibringst, wie sie mit Stress und Druck umgehen können. Die Entwicklung von Resilienz ist entscheidend, um ihnen zu helfen, auch in schwierigen Situationen ruhig und fokussiert zu bleiben. Wie Du unterstützen kannst:
  • Führe Spiele ein, bei denen die Kinder ihre Resilienz trainieren, z. B. ein Spiel, bei dem sie nach einer Fehlentscheidung lernen müssen, schnell eine neue Strategie zu entwickeln.
 
  • Schaffe eine spezielle „Entspannungszone“ im Raum, in der die Kinder sich für ein paar Minuten zurückziehen und entspannende Aktivitäten durchführen, wie z. B. das Hören beruhigender Musik oder das Malen.
 
  • Organisiere kleine Workshops, in denen die Kinder lernen, wie sie mit Druck umgehen können. Dies kann durch Rollenspiele, gezielte Atemtechniken oder das Erlernen von „positivem Selbstgespräch“ geschehen.
 

Hochbegabung bei Kindern: Dein Beitrag zählt

Um Kinder mit Hochbegabung optimal zu unterstützen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Eltern und Fachkräften entscheidend. Gemeinsame Förderpläne und regelmäßiger Austausch helfen, die kognitiven, sozialen und emotionalen Bedürfnisse der Kinder zu berücksichtigen. Kollaborative Projekte oder Gruppenaufgaben stärken die soziale Integration und bieten hochbegabten Kindern die Möglichkeit, ihre Talente in einem Team einzubringen. Praktische Tools wie Checklisten zur Identifikation von Hochbegabung helfen dabei, die Stärken und Herausforderungen jedes Kindes gezielt zu erfassen und zu fördern. Es ist wichtig, spezifische Lern-Challenges oder Unterrichtseinheiten zu entwickeln, welche die intellektuellen und kreativen Fähigkeiten der Kinder weiter ausbauen. Zudem können digitale Ressourcen und Lern-Apps die Neugier und Selbstständigkeit von hochbegabten Kindern fördern und gleichzeitig ihr Interesse an bestimmten Themen vertiefen. Da hochintelligente Kinder oft hohe Ansprüche an sich selbst stellen, sind Achtsamkeitsübungen und Resilienz-Trainings notwendig. Diese helfen dabei, den Leistungsdruck zu bewältigen und zu verhindern, dass sie sich überfordert fühlen. Workshops zur Fehlerkultur und gezielte Rollenspiele helfen den Kindern, ihre Fähigkeiten zur Stressbewältigung zu stärken, und fördern eine gesunde emotionale Entwicklung. Zusätzlich zur Zusammenarbeit mit den Eltern ist es ratsam, regelmäßige Gespräche mit Schulpsychologen oder Beratungsdiensten zu führen, um den besten individuellen Förderansatz für jedes Kind zu finden. Für tiefere Einblicke und praktische Tipps zur Arbeit mit hochbegabten Kindern in der Kita bieten wir ein Seminar an. Dort erhältst Du wertvolle Methoden, um ihre Stärken optimal zu fördern und ihre Entwicklung optimal zu unterstützen.
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