In einer Welt, die von Spielzeugen überflutet wird, erscheint die Idee einer spielzeugfreien Kita zunächst vielleicht ungewöhnlich. Doch genau in dieser Einfachheit verbirgt sich ein Schatz: die Kraft des freien Spiels. In unserem hektischen Alltag, geprägt von elektronischen Gadgets und vorgefertigten Spielzeugen, wird oft übersehen, wie wichtig es für Kinder ist, ihre Kreativität ohne Begrenzung auszuleben. Diese Reise in die Welt der spielzeugfreien Kita wird nicht nur die Bedeutung des Freispiels beleuchten, sondern auch praxisnahe Ansätze für eine bewusste, spielzeugfreie Phase vorstellen. Tauche ein in die Welt des kindlichen Entdeckergeistes und erfahre, warum weniger manchmal wirklich mehr ist.
Inhaltsverzeichnis:
- Die Bedeutung des kindlichen Spiels
- Schick das Spielzeug in den Urlaub: Die Bedeutung einer spielzeugfreien Phase für die kindliche Entwicklung
- Was Kinder wirklich brauchen!
- Die Kraft des Freispiels
- Umweltschutz im Kinderalltag: Ressourcenschonendes Verhalten fördern
Die Bedeutung kindlichen Spiels
Spielen ist für Kinder mehr als nur ein netter Zeitvertreib. Spielen stellt für Kinder die zentrale Haupttätigkeit und wichtigste Lernquelle des kindlichen Alltags dar. Durch Entdecken, Ausprobieren, Imitieren, Experimentieren, Fantasieren, Erforschen und Erleben entwickeln Kinder ihre Fähigkeiten weiter. Sie erwerben physische, soziale, emotionale und kognitive Kompetenzen, indem sie sich im Spiel mit ihrem im Umfeld Erlebten auseinandersetzen und es individuell interpretieren. Dabei benötigt das Kind zum Spielen zunächst einmal nur sich selbst. Spielpartner dienen als Ergänzung bzw. als Bestandteil des Spiels.
Ganz beiläufig werden so soziale Kompetenzen gefördert und Beziehungen aufgebaut und gestärkt. Oft werden aber auch Gegenstände aus der unmittelbaren Umgebung des Kindes mit in das Spiel integriert. Besonders durch Alltagsgegenstände erobern Kinder die Welt. Sie setzen sich mit ihrer Umwelt auseinander und entdecken das Umfeld, indem sie leben und wachsen. Laut Friedrich Wilhelm August Fröbel, dem Begründer des Kindergartens, ist ,,Spiel […] nicht Spielerei. Es hat hohen Ernst und tiefe Bedeutung‘‘.
Dabei lernen Kinder am effektivsten aus innerem Antrieb heraus. In einem Umfeld, das ihnen Raum zur Eigeninitiative gibt, ermutigt Neues auszuprobieren und kreativ zu werden, Neugierde und Interesse weckt. Ein Lernort, der Quellen bietet, aus denen sie schöpfen können. Gleichzeitig aber auch vor körperlichen Gefahren oder Verletzungen schützt und sie sich beheimatet fühlen lässt. Durch – vom Kind selbst gesteuertes und intrinsisch motiviertes – Erforschen und Entdecken sowie durch elementare Grunderfahrungen in einer anregenden Lernumgebung und einem reichhaltigen Übungsfeld können Kinder diese Schätze ganz alleine bergen
,,Dein Kind sei so frei es immer kann. Lass es gehen und hören, findenundfallen, aufstehen und irren.‘‘ J. H. Pestalozzi
Nicht außer Acht zu lassen beim Spiel ist die Bedeutung der Begleiter auf diesem Weg. Kinder benötigen während dieses Prozesses funktionierende und achtsame Beziehungen. Für positive Effekte in der frühkindlichen Entwicklung ist, neben der Familie als Schlüsselrolle, vorallem die pädagogische Qualität von Erziehern von entscheidener Bedeutung.
Schick das Spielzeug in den Urlaub
Die Bedeutung einer spielzeugfreien Phase für die kindliche Entwicklung
Der Entdeckergeist, die blühende Fantasie und der Forschungsdrang von Kindern geht durch die Masse an vorgefertigtem Spielzeug, Medienkonsum und vollen Wochenplänen verloren. Daher sollte der Blick mehr auf die kindliche Kreativität und ihre grundlegenden Bedürfnisse gelenkt werden.
Die Implementierung einer spielzeugfreien Phase innerhalb der Kindertageseinrichtung einen wertvollen und wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Bildung und zur Suchtprävention leisten. Das Projekt schafft einen Freiraum für eigene Fantasien und Kreativität. Kindern bietet es die lehrreiche Chance ihr eigenes Potenzial frei zu entfalten. Sie bekommen die Chance ihre individuellen Stärken und Schwächen kennenzulernen. Die eigenen Bedürfnisse intensiv zu spüren und den persönlichen Rhythmus bewusst wahrzunehmen. Es stärkt das Selbstbewusstsein und die Selbstwirksamkeit der Kinder, indem sie mit Organisationsgeschick, Problemlösetechniken und kreativem Denken eigene Spiele und Spielregeln entwickeln. Es fördert die Kommunikation und sprachliche Entwicklung, weil Kinder ins Gespräch gehen, um sich gegenseitig zu beraten, Ideen zu diskutieren, Aktivitäten zu planen und Spiele organisieren.
Der temporär begrenzte Wegfall von Spielzeugen und Beschäftigungsmaterialien ermöglicht es, diese Kompetenzen nachhaltig und langfristig zu stärken und zu fördern. Doch eine spielzeugfreie Phase in Kitas ist auch eine Chance und Gelegenheit für Eltern und Erzieher sich ganz bewusst zurückzunehmen. Und im wahrsten Sinne des Wortes, Kinder einfach mal machen zu lassen. Das bedeutet keineswegs Kindern alles zu erlauben, sie unbeaufsichtigt oder ohne Regeln sich selbst zu überlassen. Sondern Kindern die Möglichkeit zugeben, Kind zu sein. Und für all das brauchen sie kein industriell vorgefertigtes Spielzeug, das die Weltmeere zumüllt und Suchtverhalten fördert, sondern Quellen, aus denen sie reich und nachhaltig schöpfen können.
Was Kinder wirklich brauchen:
Der Überversorgung durch Konsumgüter kann man jedoch entgegenwirken, ohne Abstriche in der Vielfalt von Auswahlmöglichkeiten einzugehen. Denn Kinder benötigen zum Spielen und Lernen nicht unbedingt industriell hergestelltes und vorgefertigtes Spielzeug, ganz im Gegenteil:
Ein Blick in den Küchenschrank, in die Kisten im Keller oder in die Natur reicht oftmals schon aus, um wunderbar verwertbare Materialien zu entdecken. Mit Alltagsmaterialien wie Töpfen, Tüchern, Pappkartons, Geschirr, Recyclingmaterialien wie CD-Rohlingen, Knöpfen, Stoff- und Wollresten, Naturmaterialien wie Zapfen, Blätter, Wurzeln und Kastanien lassen sich die interessantesten und individuellsten Spielzeuge und Spiele selbst kreieren. Dabei bieten besonders die verschiedenen Beschaffenheiten und Eigenschaften dieser Materialien vielfältige Sinneserlebnisse und ein breites Band an freien Konstruktionsmöglichkeiten.
Passende Weiterbildungen:
- Wege aus der Reizüberflutung
- Ausflugsplanung 2.0
- Natürlich gebildet – Nachhaltige und ressourcenorientierte Entwicklung in der Kita
- Freies Spiel gestalten
- Fröbel Pädagogik
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Waldpädagogik & Co.: Kindererziehung im Einklang mit der Natur
Die Kraft des Freispiels
Kinder haben eine endlos blühende Fantasie. Sie erschaffen aus einem Karton ein Rennauto. Sie hängen sich eine Decke um und spielen Ritter, bauen sich Höhlen unter Tischen und kochen aus Blättern eine Suppe. Kinder brauchen Material, das sie zu eigenem Denken herausfordert, neue Lösungswege offen hält, und Gemeinschaft mit anderen Kindern begünstigt. Besonders durch die zunehmende Mediatisierung der Kindheit und unserer Leistungsgesellschaft geht den Kindern immer mehr die Kindheit verloren.
Immer früher werden Kinder mit schulischen Inhalten konfrontiert, lernen bereits in Kitas die ersten englischen Wörter und sitzen Zuhause mit Lernapps am Tablet. Unsere durchgetaktete und digitalisierte Gesellschaft hemmt Kreativität, freies Spiel und die Freude am Hand- und Heimwerken. Doch ist es unglaublich bereichernd, eigene Ideen zu entwickeln und diese durch eigene Kraft und Geschick umzusetzen. Dies steigert das Selbstwertgefühl und die Selbstwirksamkeit der Kinder ungemein.
Umweltschutz im Kinderalltag:
Ressourcenschonendes Verhalten fördern
Kindern in unserem konsumorientierten Leben frühzeitig die Endlichkeit von Ressourcen, die Verletzbarkeit der Erde und die Dringlichkeit für Nachhaltigkeit und Umweltschutz näherzubringen, ist entscheidend für die Lebensqualität der gegenwärtigen und vor allem zukünftigen Generationen. Aufgrund der noch nie präsenteren und akuten Klimakrise und der damit unter anderem einhergehenden Verschmutzung der Weltmeere ist es von enormer Bedeutung, bereits den Kleinsten ein Bewusstsein für Konsum und einen wertschätzenden und sparsamen Umgang mit Ressourcen sowie ökologische Verantwortlichkeit näherzubringen. Besonders in der frühen Kindheit werden die Weichen für die Persönlichkeitsentwicklung, soziales Denken und Handeln gelegt.
Um ein Umweltbewusstsein zu schaffen, ist es wichtig, Umweltbildung fest in den Kita-Alltag zu integrieren. Dies kann durch regelmäßige Projekte, thematische Wochen oder spezielle Umwelttage geschehen. Kinder lernen dabei spielerisch und erlebnisorientiert die Zusammenhänge zwischen ihrem Handeln und den Auswirkungen auf die Umwelt kennen.
Naturerlebnisse fördern: Die direkte Erfahrung der Natur spielt eine zentrale Rolle. Ausflüge in den Wald, Besuche von Bauernhöfen oder das Beobachten von Pflanzen und Tieren im Garten ermöglichen den Kindern, eine Verbindung zur Natur herzustellen. Durch solche Erlebnisse wird das Bewusstsein für die Schönheit und die Schutzbedürftigkeit der Umwelt geschärft.
Praxisnahe Mülltrennung: Die Kinder können bereits im Kita-Alltag lernen, wie wichtig Mülltrennung ist. Durch die Einrichtung von verschiedenen Müllbehältern für Papier, Plastik und Biomüll können die Kinder spielerisch den richtigen Umgang mit Abfall lernen. Begleitet von Erklärungen zu Recycling und Wiederverwertung wird das Umweltbewusstsein gestärkt.
Nachhaltige Bastelprojekte: Beim Basteln können nachhaltige Materialien verwendet werden. Recyclingpapier, Stoffreste oder wiederverwendbare Materialien bieten die Möglichkeit, den Kindern den Gedanken der Nachhaltigkeit näherzubringen. Durch kreative Bastelprojekte erfahren die Kinder, dass auch aus scheinbar nutzlosen Dingen etwas Neues entstehen kann.
Umweltfreundliche Spiele und Lieder: Spiele und Lieder können gezielt dazu genutzt werden, umweltfreundliche Botschaften zu vermitteln. Spiele, die die Kinder dazu animieren, ressourcenschonend zu handeln, und Lieder, die Umweltthemen aufgreifen, fördern nicht nur das Umweltbewusstsein, sondern machen auch noch Spaß.
Durch die Umsetzung dieser Tipps und Tricks im Kita-Alltag tragen Erzieherinnen und Erzieher dazu bei, dass Kinder ein positives und nachhaltiges Verhältnis zur Umwelt entwickeln.