Resilienz als Schlüssel bei der Stressbewältigung

Manche Menschen zerbrechen an Schicksalsschlägen oder traumatischen Erlebnissen und andere wiederrum wachsen an jeder Herausforderung und bewältigen Krisen leicht. Der Schlüssel liegt in der inneren Stärke und Widerstandskraft – auch Resilienz genannt und beschreibt die besondere Kraft der Psyche mit Belastungen und Stress umzugehen.

Besonders Erzieher, die Helden des pädagogischen Alltags, sehen sich mit einer langen Liste von Stressfaktoren konfrontiert. Erzieher als Hochrisikogruppe für Burn-out: Dieser Artikel wirft einen klaren Blick auf die Realität: Von Schicksalsschlägen prominenter Beispiele, über ein Stresslevel auf Rekordniveau. Von den gesundheitlichen Folgen von Stress über die sieben Säulen der persönlichen Widerstandskraft – dieser Artikel erkundet, wie Resilienz erlernt und gefördert werden kann und das vollkommen unabhängig vom Alter! 

Inhaltsverzeichnis:
  1. Schicksalsschläge promineter Beispiele
  2. Unser Stresslevel auf Rekordniveau
  3. Erzieher: Hochrisikogruppe für Burn-out
  4. Gesundheitliche Folgen einer hohen Stressbelastung
  5. Was ist Resilienz?
  6. Die 7 Säulen der Resilienz – Tipps & Übungen
  7. Resilienz bei Kindern – Generation Alpha
  8. Fazit 

Schicksalsschläge prominenter Beispiele

Keanu Reeves, ein bekannter Schauspieler, musste in seinem Leben schon viele Schicksalsschläge durchstehen. Nach einer traumatischen Kindheit erkrankte seine einzige Schwester an Leukämie, seine Tochter verstarb bei der Geburt, seine Freundin verunglückte bei einem Verkehrsunfall und sein bester Freund starb an einer Überdosis. Und dennoch: Keanu Reeves ließ sich davon nie unterkriegen und gilt heute als einer der erfolgreichsten Action-Schauspieler weltweit. Doch wie schaffen es Menschen wie Reeves und andere bekannte Persönlichkeiten wie Autorin Natascha Kampusch, welche als Kind entführt und acht Jahre in einem Keller gefangen gehalten wurde oder auch Schauspieler Arnold Schwarzenegger, der täglich von seinem Vater verprügelt wurde, an solchen Tragödien und Traumata nicht zu zerbrechen, sondern stattdessen weiterzukämpfen und zu wachsen?

Warum einige an schlimmen Ereignissen zerbrechen und andere nicht

Es gibt Menschen, die an einem Schicksalsschlag zerbrechen und sehr schwer wieder auf die Beine kommen – während andere trotz Trauma, Krisen und enormem Stress den Lebensmut nie verlieren, aufstehen und weiter machen. In der Psychologie wird das als seelische Widerstandkraft oder auch Resilienz bezeichnet und beschreibt die innere Kraft Belastungen auszuhalten und Krisen gut zu bewältigen. Die Fähigkeit zur Resilienz ist nicht angeboren, sondern entwickelt sich in einem dynamischen Interaktionsprozess. 

Unser Stresslevel auf Rekordniveau

Stresslevel

Unser Stresslevel steigt und das nicht erst seit gestern. Laut dem Bericht ,,State of the Global Workplace 2022‘‘ erreicht das Stresslevel der Menschen derzeit mit weltweit 42 % einen Rekordwert. In Deutschland fühlt sich jeder Vierte häufig gestresst. Laut einer Studie der DAK empfanden im Jahr 2019 selbst 42 % der Kinder schon oft bis sehr oft Stress. Bei den 14–17-Jährigen waren es sogar 52 %.

Die unendliche Liste oder auch: Mögliche Gründe für Stress

Kriege, Klimawandel, Naturkatastrophen und Wetterextreme, Inflation, Geldsorgen, aber auch schlechte Arbeitsbedingungen, Probleme im Job, private Schicksalsschläge… Die Liste an möglichen Ursachen für Stress und Sorgen ist endlos. Die ständige Erreichbarkeit und Flut an Informationen – mehrheitlich negativ und dramatisch – beeinflussen ebenfalls die Art, wie wir denken und fühlen. 

Uns ist allen ist bewusst: Die Stressfaktoren und die Dinge, um die wir uns sorgen, werden in Zukunft nicht abnehmen, eher im Gegenteil. Es werden tendenziell immer mehr. Umso wichtiger ist es, sich in unserem schnelllebigen digitalen Zeitalter, Momente der Entschleunigung und Achtsamkeit zu nehmen. Und einen guten Umgang mit Stress und Rückschlägen zu trainieren.

Erzieher: Hochrisikogruppe für Burn-out

Erzieherin sehr gestresst und burnout gefährdet

Laut einer Studie ist jeder zehnte Erzieher extrem Burnout-gefährdet. Personalmangel, Überbelastung, Überstunden, Lärm und Stress begegnet Dir als pädagogische Fachkraft in Deinem Beruf jeden Tag. Regelmäßig überschreitest Du Deine eigene Belastungsgrenze. Du denkst zuerst an andere und ignorieren oft unbewusst die Warnsignale Ihres eigenen Körpers. 

Weitere Stressoren im Kita-Alltag sind die hohen Ansprüche von Eltern, die umfangreichen Dokumentationspflichten und Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten und besonderem Förderbedarf. 

Berufliche Weiterbildungen für Erzieher zum Stärken der eigenen Resilienz:

Gesundheitliche Folgen von einer hohen Stressbelastung

Dauerhaftem Stress ausgesetzt zu sein, hat Auswirkungen auf unsere körperliche und mentale Gesundheit. Die Symptome einer zu hohen Stressbelastung reichen von Appetit-, Schlaf- und Lustlosigkeit, über Rücken-, Kopfschmerzen und Magenbeschwerden bis hin zu Reizbarkeit, Unruhe, Burn-out und Depressionen.

Die häufigsten Erkrankungen von Erziehern sind neben Erkrankungen der Atemwege, neurologischen Erkrankungen auch Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychische Beeinträchtigungen. 

Was bedeutet Resilienz?

Der Begriff Resilienz kommt aus dem Lateinischen und bedeutet ,,abprallen‘‘. In der Physik wurde der Begriff ursprünglich für die Beschaffenheit von Elementen wie Gummi verwendet, also Elemente, die widerstandsfähig sind und immer wieder in ihre alte Form zurückkehren können. Erst später fand man den Begriff in der Psychologie wieder. Seitdem wird mit Resilienz die Fähigkeit der Psyche bezeichnet mit Belastungen umzugehen. Das Gute daran: Resilienz lässt sich in jedem Lebensalter erlernen! Resilienz ist kein angeborenes Persönlichkeitsmerkmal, sondern entwickelt sich immer in Interaktion mit der Umwelt.

Resilienz vs. Resistenz

Die Begriffe Resilienz und Resistenz werden häufig verwechselt. Doch Resistenz beschreibt in der Biologie die Widerstandkraft von Organismen gegen schädliche Einflüsse von außen. Im Gegensatz zur Resilienz ist Resistenz jedoch eine feststehende und unflexible Eigenschaft eines Systems, die ein Organismus entweder hat oder eben nicht hat. Dagegen kann Resilienz, also die Fähigkeit und Kompetenz mit Stress umzugehen und Krisen zu bewältigen, erlernt, trainiert und gefördert werden.

Was zeichnet resiliente Menschen aus?

Resiliente Menschen sind gelassen, selbstreflektiert und zielorientiert. Sie erleben und erachten ihr Leben als sinnvoll, blicken optimistisch in die Zukunft und sind der Überzeugung, dass sich etwas verändert, wenn man handelt. Sie sind zuversichtlich, selbstbewusst und verfügen über stabile soziale Kontakte. Doch wie resilient jemand ist, hängt nicht zuletzt auch davon ab, wie selbstwirksam wir uns fühlen und wie sehr wir davon überzeugt sind Herausforderungen aus eigener Kraft bewältigen zu können. Besonders verlässliche Bezugspersonen in der Kindheit und ein stabiles soziales Netzwerk im späteren Leben gelten dabei als zentrale Faktoren für die psychische Widerstandsfähigkeit. Verschiedene Faktoren beeinflussen, in welchem Maß Menschen an Resilienz ausgestattet sind. Jeder Mensch kann seine Resilienz trainieren und stärken.  

Die 7 Säulen der Resilienz – Tipps & Übungen

Entspannungsmethoden als Stressbewältigung

Akzeptanz: Wenn wir auf eine Situation in unserem Leben keinen Einfluss haben und daran nichts ändern können, dann hilft nur, sie hin- und anzunehmen. Getreu nach dem Motto ,,Es ist wie es ist.‘‘ Der schnellste Weg aus einem Tief wieder herauszukommen, ist die Akzeptanz, dass es sich nur um eine schlechte Phase und keinen Dauerzustand handelt.

  • Übung: Lass‘ die negativen Emotionen zu, nehme sie wahr, konzentriere Dich darauf, wo und wie Du sie spürst – ohne sie zu bewerten. Einfach nur wahrnehmen und annehmen, was ist.

Bindung & Netzwerk: Gerade in herausfordernden und schweren Zeiten brauchen wir Menschen um uns herum, die uns guttun. Stabile Bindungen und Beziehungen zu anderen Menschen sind wichtig. Wie bei vielem in Leben kommt es hierbei aber nicht auf die Quantität an guten Freundschaften an, sondern auf die Qualität Deiner Beziehungen an.

  • Tipp: Trenne Dich von Menschen und Freundschaften, die Dir nicht (mehr) guttun und die Dich herunterziehen. Umgib‘ Dich mit Menschen, die positiv, gelassen und optimistisch durchs Leben gehen und nimm Unterstützung in schweren Zeiten offen an.

Optimismus: ,,Alles wird gut!‘‘ Eine optimistische Lebenseinstellung wirkt sich positiv und messbar auf die Lebenserwartung von Menschen aus. Optimistische Menschen haben eine realistische Sicht auf die Dinge, aber konzentrieren und fokussieren sich auf die schönen und positiven Aspekte.

  • Tipp: Dankbarkeitstagebücher können dabei helfen, den Blick auf das Gute und Positive zu lenken und auch für kleine Dinge im Alltag dankbar zu sein.

Selbstwahrnehmung und Selbstfürsorge: Für eine stärkende Beziehung zu sich selbst ist eine gute Selbstwahrnehmung entscheidend. Resiliente Menschen besitzen die Fähigkeit, die Signale ihres Körpers wahrzunehmen und einzuordnen, sie setzen sich aktiv für ihre eigenen Bedürfnisse und ihr Glück ein.

  • Übung: Schreibe doch mal all‘ Deine Bedürfnisse und Wünsche auf und überlege Dir, wieso diese bisher unerfüllt geblieben sind und was sich ändern müsste, damit diese in Erfüllung gehen.

Selbstreflexion: Beim selbstreflektierten Denken betrachten wir uns von außen und überdenken unsere Reaktionen und Denkmuster. Das kann dabei helfen, Stressreaktionen früh zu erkennen und präventiv einzugreifen.

  • Übung: Nimm Dir einige Minuten Zeit und reflektiere gedanklich Situationen aus Deinem Leben, in denen Du Stress empfunden hast. Stell‘ Dir vor, Du könntest Dir selbst in dieser Situation von oben zuschauen, wie eine Kamera, die die Szene einfängt. Schau sie Dir an und zoome immer weiter raus: Wie kam es zu dieser Situation? Wie hast Du reagiert? Wie endete die Situation?

Selbstwirksamkeit: Wenn wir uns darüber bewusstwerden, dass wir selbst dazu in der Lage sind, Dinge aktiv zu beeinflussen und zu verbessern, fühlen wir uns auch im Umgang mit Problemen und Krisen selbstwirksam.

  • Tipp: Hilfreich sind Reflexionstagebücher, die uns daran erinnern, welche wertvollen Ressourcen und Fähigkeiten wir besitzen, Herausforderungen zu meistern. Aufzuschreiben, welche Krisen, große Aufgaben und Hürden wir schon überwunden und bewältigt haben, stärkt unser Selbstbewusstsein und unsere Handlungsfähigkeit.

Zukunftspläne: Was willst Du noch erreichen? Was steht auf Deiner Bucket List? Was hast Du für Träume und Ziele? Den Blick nach vorne richten, in Richtung Zukunft und nicht in Richtung Vergangenheit, hilft Vergangenes loszulassen und sich auf die nächsten Schritte und deren Umsetzung zu konzentrieren.

  • Tipp: Halte Deine Ziele für die Zukunft handschriftlich fest, behalte sie im Blick. So erreichst Du Deine Ziele nicht nur leichter, sondern auch schneller und deutlich stressfreier.

Resilienz bei Kindern – Generation Alpha

Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder, die aus Hochrisikofamilien stammen, nicht zwangsläufig auch psychische Auffälligkeiten entwickeln müssen. Der Unterschied zwischen Kindern, die an schlimmen Erlebnissen zerbrechen und denen, die sich zu psychisch gesunden Erwachsenen entwickeln, liegt in der besonderen Widerstandskraft, der Resilienz. Klimawandel, bröckelnder sozialer Zusammenhalt in der Gesellschaft, Ressourcenknappheit, Digitalisierung und Autonomisierung. Dies sind nur einige der technischen und gesellschaftlichen Einflüsse, die Generation Alpha prägen wird. Kinder, die zwischen 2010 und 2025 geboren werden, müssen sich vor allem auch der Herausforderung stellen, trotz immer autonomerem Umfeld Selbstwirksamkeit zu erfahren und mit Sinnfragen und Sinnkrisen umzugehen.

Die Entwicklung von Resilienz bei Kindern basiert auf Mechanismen, die emotionale Intelligenz fördern und das Selbstbewusstsein stärken. Erzieher haben die Möglichkeit, die Resilienzentwicklung durch spielerische Übungen und einfühlsame Anleitung im Kita-Alltag zu unterstützen. Dabei lernen Kinder nicht nur, mit Herausforderungen umzugehen, sondern können diese auch als Chancen zur persönlichen Entwicklung nutzen. Resilienz bei Kindern ist mehr als eine Überlebensstrategie – sie bildet die Grundlage für eine starke und selbstbewusste Generation Alpha.

Berufliche Weiterbildungen für Erzieher zum Stärken von Kindern:

Fazit

Was Du aus diesem Artikel mitnehmen solltest? Erstens: Es spielt für das Hier und Jetzt keine Rolle, wie resilient Du in Deinem bisherigen Leben unterwegs warst. Und es ist egal, wie Du bislang mit Herausforderungen und Stress umgegangen bist. Wichtig und entscheidend ist, was Du ab jetzt tun kannst, um selbst resilienter zu werden oder die Kinder in Deiner Einrichtung zu stärken! Was wirklich zählt: Du hast jederzeit die Möglichkeit an Deiner inneren Widerstandskraft zu arbeiten, sie zu trainieren und mehr Ruhe und Gelassenheit in Dein Leben zu integrieren.