Gastbeitrag von Autor: Michael Fink – Kunstpädagoge, Autor, Illustrator und begeisterter Gärtner

Inhaltsverzeichnis:

  1. Gärtnern prägt das Verhältnis zur Natur
  2. Gärtnern ist das ideale Training für Verantwortungsbereitschaft
  3. Gärtnern ist ein Angebot für alle Sinne
  4. Gärtnern tut der eigenen Ernährung gut
  5. Wie Kinder gärtnern sollten
  6. Ein Hochbeet für Gemüsepflanzen
  7. Ein Hochbeet für Blumen
  8. Ein Biotop
  9. Garten-Liebe vermitteln
  10. Jetzt anschauen: DIY-Projekt: Insektenhotel bauen mit Michael Fink
  11. Passende berufliche Weiterbildungen für mehr Fachwissen
Kind gießt die Pflanzen und Beete im Garten

„Jetzt raus an die frische Luft!“ Jeden Tag draußen zu sein, gehört für viele Kindergärten einfach dazu. Dass Kinder neben Toben, Rutschen und Sandspiel auch draußen gärtnern, ist nicht ganz so verbreitet. Warum ist es so gut für Kinder, wenn sie im Garten nicht nur spielen, sondern auch gärtnern?

Gärtnern prägt das Verhältnis zur Natur

Wer als Kind das Glück hatte, im Garten aufzuwachsen, hat oft ein ganz besonders freundschaftliches Verhältnis zur Natur. Es prägt sich ein, wenn man als Kind eine Blume vom Keimling bis zum Herausbilden und Öffnen der Blüte begleitet und wenn man am Ende des Sommers Abschied nimmt… Wer gärtnert, nimmt die Natur als Kreislauf wahr.

Gärtnern ist das ideale Training für Verantwortungsbereitschaft

Kinder gärtnern und kümmern sich um die Beete im Garten

Oh weh, ich habe meinen Blumen nicht gegossen – und jetzt hängen die Köpfe! Auch Erwachsene kennen das Gefühl, seiner Verantwortung gegenüber der selbst gepflegten Natur nicht wahrgenommen zu haben. Beete im Kindergarten sind also ein hervorragendes Training dafür, sich um jemanden zu kümmern, der unsere Hilfe nötig hat. Gießt und pflegt ein Kind sein Beet zu wenig, kann es vertrocknen und verkrauten – aber bei liebevoller Pflege bedankt es sich quasi durch Blumenzier oder Gemüsegenuss!

Gärtnern ist ein Angebot für alle Sinne

Beim Gärtnern werden ständig alle Sinne gleichzeitig aktiviert. Wer jätet oder umgräbt, hat den Geruch der Erde und der Pflanzen in der Nase, fühlt sie Konsistenz der Erde, hört das Grabgeräusch, sieht mit wachen Augen spannende Details… Gerade in Bezug auf die Fühlerfahrungen beim Gärtnern gibt es wenige vergleichbar reichhaltige Alltagsmomente. Wer gärtnert, muss sich immer wieder trauen, glatte oder raue, feste oder weiche, klebrige oder nasse Dinge anzufassen – und das Gefühl schätzen zu lernen.

Gärtnern tut der eigenen Ernährung gut

„Iih, Brokkoli mag ich nicht!“ – solche Rufe gehören heute beim Essen immer wieder dazu. Überraschend schnell verändert sich das Verhältnis zu mancher Gemüsesorte, wenn man sie nicht das erste Mal auf dem Teller kennenlernt, sondern ihr gesamtes Wachstum begleitet hat. Wer eine Möhre, einen Kohlrabi, eine Pastinake über Monate beim Wachsen „betreut“ hat, wird sich nicht nehmen lassen, diese Frucht auch zu kosten.

Wie Kinder gärtnern sollten

Biotop, Gemüsegarten oder Blumenbeet – wo und wie sollten Kinder gärtnern? Auch über das Wie sollte man beim Kinder-Beet nachdenken. Schließlich sollen die Kinder beim Gärtnern Freude erleben – und nicht nur unangenehme Pflichten, die negativ in Erinnerung bleiben. Folgende Tipps sorgen für maximale Erfahrungen:

Ein Beet zum freien Experimentieren

Friedrich Fröbel, immerhin der Erfinder des Kindergartens, forderte schon vor 200 Jahren ein Beetchen pro Kind, wo „sich die Kinder pflanzen was und wie sie es wollen; auch mit den Pflanzen umgehen wie sie es wollen, damit sie aus unstatthafter Behandlung selbst erfahren, dass man auch sorgsam und gesetzmäßig mit den Gewächsen umgehen müsse“. Ein solches Ausprobier-Beet benötigt keine Regeln, außer dass man nicht die Pflanzen anderer Kinder oder tierische Lebewesen gefährden darf. Zwar sind nicht unbedingt prachtvolle Pflanzen dort zu erwarten – umso mehr aber sinnliche Erfahrungen mit Erde, Wasser, Wurm und Pflanzen.

Wann dürfen Kinder hier graben und pflanzen? Jederzeit – für ein solches Experimentierbeet sollten die gleichen Regeln wie für´s Freispiel gelten. Dafür sollten auch – ungefährliche! – Gartengeräte bereitliegen.

Ein Hochbeet für Gemüsepflanzen

Zwei Kinder stehen am Hochbeet und Gärtnern

Auf einer besonders geschützten Fläche kannst Du mit den Kindern Gemüse anbauen. Dabei bieten sich zum Beispiel Möhren, Radieschen und Tomaten an, die zwar lange brauchen, aber unvergleichlich lecker schmecken, wenn man sie frisch erntet. Beeindruckend sind auch stark wachsende Gemüse wie der Kürbis, dessen Wachstum man gut bewundern und mit Veränderungsfotos dokumentieren könnte, bis das Ergebnis gemeinsam verzehrt wird.

Ein Gewürz-Eckchen garantiert über Monate, etwas Leckeres naschen zu können. Wenn das Gemüsebeet ein Hochbeet ist, hilft das sowohl gegen Zertrampeln der Pflanzen als auch hungrige Schnecken. Nicht zu hoch darf das Beet sein, denn die Kinder sollen ja gut drankommen und es mit Schaufel und Harke beackern können.

Ein Hochbeet für Blumen

Ebenfalls zum Garten gehört ein Blumenbeet mit allerlei bunten Blüten. Toll, wenn es in der Nähe des Beetes Sitzplätze gibt, von denen aus man die Blütenpracht und bestimmt auch das Insektengewimmel beobachten kann. Gut, wenn es in der Nähe ein Insektenhotel gibt, in dem die nicht-stechenden Wildbienen einziehen, die sich an den Blüten erfreuen!

Egal ob Kürbis oder Rose: Klar, dass das Hochbeet kein Freispiel-Angebot ist: Das Beackern sollte als Angebot oder im Rahmen eines Gartendienstes stattfinden.

Ein Biotop

Die Natur kommt auch ohne uns klar. Um Kindern diesen wichtigen Grundsatz zu vermitteln, sollte es neben Beeten einen Bereich geben, der sich selbst überlassen bleibt und vor uns Menschen auch ein bisschen geschützt wird. Auch hier bietet sich ein Ausguck an, von dem man aus unauffällig betrachten kann, was dort wächst und ob sich Amsel und Igel dort vielleicht wohlfühlen.

Klar, dass das Biotop ein Ort ist, das jederzeit besucht werden kann, aber eben nur von außen und mit klaren Regeln. Möglich ist natürlich ab und zu eine kleine Erkundung mit Becherlupe und Co.

Garten-Liebe vermitteln

Gärtner setzt Pflanzen im Kindergarten Beet

Egal welche Beete Du in Deiner Einrichtung einrichtest und was angepflanzt wird: Das Wichtigste beim Gärtnern mit Kindern ist es, sie mit Deiner Begeisterung anzustecken. Also sollten gärtnernde Pädagogen immer wieder den Kindern ihre Freude über erste Knospen, wunderschöne Blüten und den Geschmack der ersten Beere mitteilen. Diese Saat geht auf jeden Fall auf!

DIY-Projekt: Insektenhotel bauen mit Michael Fink

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