Geschlechtsneutrale Erziehung in der Kita – ein Schritt zur Gleichberechtigung

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Die Erziehung in Kindertagesstätten hat sich im Laufe der Jahre gewandelt. Die traditionellen Geschlechterrollen, in denen Mädchen mit Puppen spielen und Jungen sich mit Autos beschäftigen, sind überholt und vielerorts hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten allmählich ein neuer Ansatz herauskristallisiert: die geschlechtsneutrale Erziehung. Eine Erziehung unabhängig vom Geschlecht durchbricht die Grenzen der Geschlechtszuordnung und ermöglicht eine moderne Sicht auf die kindliche Entwicklung.
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Geschlechtsneutrale Erziehung – Definition

Die geschlechtsneutrale Erziehung ist ein pädagogischer Ansatz, der darauf abzielt, traditionelle Geschlechterrollen und Stereotype zu überwinden, damit sich die Kinder unabhängig von ihrem biologischen Geschlecht und ohne Rollenklischees entfalten können. Die Entwicklung der Kleinen soll ohne geschlechtsspezifische Normen und Erwartungen erfolgen. Stattdessen stehen Vielfältigkeit, Inklusion und Selbstbestimmung im Vordergrund. Ziel dieses Ansatzes ist es nicht, die Geschlechter „Junge“ und „Mädchen“ (bzw. „Tochter“ und „Sohn“) abzuschaffen, sondern den Kindern die Möglichkeit zu bieten, ihren Vorlieben, Hobbys und Talenten ohne Einschränkungen durch Geschlechterklischees nachzugehen. Im Fokus der geschlechtsneutralen Erziehung in der Kita steht die Individualität des einzelnen Kindes. Sie zielt darauf ab, den Kindern nahezubringen, dass sie alle Fähigkeiten und Verhaltensweisen unabhängig davon ausbilden können, ob diese üblicherweise Männern oder Frauen zugewiesen werden.  

Das Konzept der genderneutralen Erziehung in der Kita

Kinder sollen sich bei der geschlechtsneutralen Erziehung im Kindergarten frei von gesellschaftlichen Konventionen entwickeln. Vorreiter dieses Konzepts ist der Kindergarten „Egalia“ der Erzieherin Lotta Rajalin aus Schweden, in dem alle Kinder unabhängig vom Geschlecht gleich behandelt werden. Es herrschen keine geschlechtsspezifischen Erwartungen an die Mädchen und Jungs – jedes Kind darf das tun und sein, was es möchte.   

Geschlechtsneutraler Kindergarten: die Vorteile

Kinder, die genderneutral erzogen werden, haben die Möglichkeit, ihre Interessen und Fähigkeiten individuell und frei auszuleben. Vorteile einer geschlechtsneutralen Erziehung für die Kleinen sind: 
  • Chancengleichheit
  • Offenheit
  • Unvoreingenommenheit
  • uneingeschränkter Zugang zu Kleidung, Hobbys und Berufen
  • Gleichberechtigung
 Die Kinder werden nicht in eine bestimmte gesellschaftliche Rolle gedrängt. Sie lernen, offen durchs Leben zu gehen und einen unvoreingenommenen Blick auf die Gesellschaft fern von Klischees zu haben. Die Kinder können sich frei entfalten, denn jedem Geschlecht werden die gleichen Möglichkeiten eingeräumt und für alle gelten die gleichen Zugangsbedingungen – ohne in Schubladen zu denken. Lernen die Kids schon früh, dass es kein typisch männliches und typisch weibliches Verhalten gibt, ist ein großer Schritt Richtung Chancengleichheit und Gleichberechtigung gesetzt. 

Geschlechtsneutrale Erziehung: die Nachteile

Obwohl die positiven Auswirkungen auf die individuelle Entwicklung der Kinder deutlich sind, gibt es auch Kritiker der geschlechtersensiblen Pädagogik: 
  • Da die geschlechtsspezifischen Rollenverteilungen in der Gesellschaft noch immer weit verbreitet sind, besteht die Gefahr, dass Mitglieder der eigenen Familie oder auch Freunde die geschlechtsneutral erziehende Familie ausgrenzen, weil sie die Motive hinter dieser Art der Erziehung nicht verstehen können. Die Eltern sollten daher im Umfeld für Verständnis werben und über ihre Beweggründe für und über diese Art der Erziehung aufklären.
 
  • Lernt das Kind, ohne gesellschaftliche Zwänge zu handeln und zu wählen, kann es passieren, dass es sich in der Gesellschaft, die noch von rollenspezifischen Erwartungen definiert wird, nicht wohl- und zugehörig fühlt.
 

Praktische Umsetzung und Herausforderungen

Bei der Umsetzung der geschlechtsneutralen Erziehung im Kindergarten ist die Zusammenarbeit von Eltern und pädagogischen Fachkräften entscheidend: 
  • Um den Kindern die gleichen Werte zu vermitteln, sollten die Pädagogen und Pädagoginnen den Eltern ihr Kita-Konzept vorstellen und mit ihnen im stetigen Austausch bleiben. 
 
  • In der Kita können geschlechtsneutrale Pronomen verwendet werden, um die geschlechtersensible Pädagogik zu verwirklichen. 
 
  • Bücher, die verschiedene Geschlechterrollen darstellen, können bei der Vermittlung geschlechtsneutraler Erziehung unterstützen. 
 
  • Außerdem sollten die Kleinen mit jeder Art von Spielsachen spielen dürfen: Jungs dürfen ebenso zu Spielzeug wie Barbies greifen, wie Mädchen zu Autos.
 
  • Auch die den Geschlechtern typischerweise zugeordneten Farben werden nicht aufgegriffen.
 Erzieher und Erzieherinnen sollten die Kinder feinfühlig und behutsam in ihren Wünschen unterstützen. Die pädagogischen Fachkräfte stehen zusätzlich vor der Herausforderung, sich ihres eigenen Verhaltens bewusst zu werden und sich selbst zu reflektieren.  Sich weder geschlechtsspezifisch zu verhalten noch so zu denken, kann ein langwieriger und schwieriger Prozess sein, der sich, wenn überhaupt, erst nach und nach etabliert. Daher ist es wichtig, die Eltern einzubeziehen und als Kita geschlossen hinter diesem Konzept zu stehen, um den Weg zu einem geschlechtersensiblen Miteinander zu erleichtern. Unterstützung kann dabei der Weiterbildungskurs der Kindergartenakademie bieten. 
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