Die Wahl der passenden Kindertageseinrichtung hängt für Eltern häufig auch vom pädagogischen Konzept der Kita ab. Und für Erzieherinnen und Erzieher kann die Auseinandersetzung mit den vielfältigen pädagogischen Ansätzen die Möglichkeit bieten, berufliche Schwerpunkte zu setzen oder sich gemäß der persönlichen Interessen zu orientieren und weiterzubilden.

Welche pädagogischen Konzepte für Kindertageseinrichtungen gibt es? Wir stellen dir eine Auswahl vor:

Waldorfkindergarten

Die Waldorfpädagogik, die um 1920 von Rudolf Steiner entwickelt wurde, betrachtet den Menschen als eine Einheit aus Körper, Geist und Seele. Daher sollen alle drei Aspekte gleichermaßen in der Erziehung berücksichtigt werden. Der anthroposophische Ansatz Steiners, nach dem Kindern viel Zeit für die freie, persönliche Entfaltung eingeräumt wird, steht als “esoterischer” Gedanken häufig in der Kritik und ist Vorurteilen ausgesetzt. Was bedeutet es genau, wenn der Kita-Alltag von einer starken Naturverbundenheit und Freiheiten geprägt wird?

  • Struktur: Der Tagesablauf im Waldorfkindergarten ist von einem klaren Rhythmus und einer bestimmten Struktur geprägt. Dadurch sollen die Kinder Orientierung und Sicherheit erfahren.
  • Naturverbundenheit: Die Waldorfpädagogik legt großen Wert auf die Beziehung zur Natur. Die Kinder haben die Möglichkeit, viel Zeit im Freien zu verbringen, machen sich mit den Jahreszeiten vertraut und lernen spielerisch ihre Umwelt kennen.
  • Kreativität: Kunst, Musik und Bewegung sind wichtige Bestandteile des Waldorfkindergartens. Die Kinder werden dazu angeleitet, ihre Kreativität auszuleben und ihre Sinne zu schulen.
  • Freies Spiel: Das freie Spiel hat im Waldorfkindergarten einen hohen Stellenwert und soll die Kinder in ihrer Fantasie und Kreativität fördern.
  • Keine Medien: Im Waldorfkindergarten werden keine elektronischen Medien eingesetzt. Stattdessen wird Wert auf die Förderung der Sinneswahrnehmung und der körperlichen Aktivität gelegt. 
  • Rhythmus und Bewegung sollen die motorischen Fähigkeiten und auch die Wahrnehmung der Kinder fördern.

Passendes Seminar:
Kompaktkurs Waldorfpädagogik

Montessori-Konzept

Der Montessori-Kindergarten ist eine pädagogische Einrichtung für die frühkindliche Bildung, die auf den Lehren von Maria Montessori basiert. Das Montessori-Konzept wurde bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt und setzt auf die Förderung der Selbstständigkeit, Kreativität und sozialen Kompetenz der Kinder durch

  • Selbstgesteuertes Lernen: Die Kinder haben die Freiheit, ihre Aktivitäten und ihr Lernumfeld selbst zu wählen und zu gestalten. Sie werden ermutigt, ihre Selbstständigkeit und Eigenverantwortung zu entwickeln, z. B. indem sie Aufgaben im Kindergarten übernehmen.
  • Sensorische Spielmaterialien: Es werden spezielle Materialien verwendet, um die Sinne der Kinder zu schulen und ihre kognitive Entwicklung zu fördern.
  • Ganzheitliches Lernen: Das Lernen umfasst auch körperliche, emotionale und soziale Aspekte.

Passendes Seminar:
Kompaktkurs Montessori-Pädagogik

Offenes Kita-Konzept

Das offene Konzept in der Kita ist ein pädagogischer Ansatz, der sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr verbreitet hat. Die Kinder sollen alle Möglichkeiten bekommen, ihre Fähigkeiten und Interessen zu entfalten und sich aktiv an der Gestaltung ihres Lernumfelds zu beteiligen, etwa durch

  • Flexible Gruppenstrukturen: Die Kinder werden nicht nach Alter oder Geschlecht in feste Gruppen eingeteilt, sondern können sich frei zwischen verschiedenen Aktivitäten und Räumen bewegen.
  • Partizipation: Die Kinder werden ermutigt, ihre eigenen Interessen und Ideen einzubringen.
  • Freies Spiel: Das freie Spiel bietet den Kindern die Möglichkeit, ihre Kreativität und soziale Kompetenzen zu entwickeln.
  • Individualisierte Förderung: Die Erzieherinnen und Erzieher unterstützen jedes Kind individuell in seinem Entwicklungsprozess und bieten persönlich zugeschnittene Angebote und Aktivitäten an.
  • Inklusion: Das offene Konzept sieht eine inklusive Pädagogik vor, die die Vielfalt der Kinder und ihre unterschiedlichen Bedürfnisse berücksichtigt.
  • Funktionsräume: Die Kinder bewegen sich frei in der Einrichtung, entsprechend bietet die Raumgestaltung in einer offenen Kita viele Anreize für Spiel- und Entfaltungsmöglichkeiten. Sogenannte Funktionsräume behandeln bestimmte Themenbereiche und laden zum Lernen, Erleben und Ausprobieren ein.

Passendes Seminar:
Offene Arbeit in Kindertagesstätten

Integrativer Kindergarten

Das Konzept des integrativen Kindergartens basiert auf dem Gedanken der Inklusion und der gleichberechtigten Teilhabe aller Kinder mit und ohne Behinderung. Ziel eines integrativen Kindergartens ist es, die Kinder bestmöglich zu fördern und zu unterstützen, damit sie ihre Potenziale entfalten und zu eigenständigen und selbstbewussten Persönlichkeiten heranwachsen können. Wichtig dabei sind:

  • das gemeinsame und vorurteilsfreie Spielen und Lernen in der Gruppe
  • eine individuelle Förderung und Unterstützung der Kinder
  • die Zusammenarbeit mit Therapeuten und Ärzten bei Bedarf
  • ein regelmäßiger Austausch über die Entwicklung der Kinder bei Elterngesprächen

Passendes Seminar:
Fachkraft für Integration und Inklusion

Reggio-Pädagogik

Das pädagogische Konzept trägt den Namen der Stadt, in der es in den 1960er Jahren in Italien begründet wurde. Die Grundidee der Reggio-Pädagogik ist, Kinder von Anfang an aktiv an ihrer eigenen Bildung und Entwicklung teilhaben zu lassen. Sie sollen Aktivitäten gemäß ihrer Interessen und Bedürfnisse nachgehen dürfen und sich ihre Umwelt durch Erfahrungen, Erkundungen und Entdeckungen eigenständig erschließen.

  • Der Raum gilt in der Reggio-Pädagogik als “dritter Erzieher” und soll folglich so gestaltet sein, dass Kinder hier Entfaltungsmöglichkeiten und einen Rückzugsort gleichermaßen finden. 
  • Die pädagogischen Fachkräfte haben eine begleitende Funktion. Sie lernen die Kinder nicht an, sondern hören ihnen zu und schaffen Möglichkeiten für einen Dialog. 
  • Eine erfolgreiche Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit den Eltern ist eine der wesentlichen Voraussetzungen dieses Konzepts, da die pädagogische Arbeit gemeinschaftlich von Erzieherinnen, Erzieherin und den familiären Bezugspersonen der Kinder ausgeübt wird.

Passendes Seminar:
Kompaktkurs Reggio-Pädagogik

Waldkindergarten

In einem Waldkindergarten verbringen die Kinder die meiste Zeit in der freien Natur und lernen durch Sinneseindrücke und Naturerfahrungen. Anstelle von klassischem Spielzeug finden Naturmaterialien beim kreativen Spielen und Gestalten Verwendung. Der erste Waldkindergarten wurde in den 1950er Jahren gegründet. Die Vorteile des Konzepts sehen vor:

  • die Gesundheit und Bewegungsfreude der Kinder zu stärken
  • die Kreativität und Fantasie anzuregen und zu fördern
  • die Sinneswahrnehmung und natürliche Neugier anzuregen
  • ein Umweltbewusstsein zu entwickeln
  • Kindern zu einer nachhaltigen Einstellung zu verhelfen

Passendes Seminar:
Natürlich gebildet – Nachhaltige und ressourcenorientierte Entwicklung in der Kita

Spielzeugfreier Kindergarten

Auch im spielzeugfreien Kindergarten werden natürliche Lernmaterialien und Alltagsgegenstände anstelle von herkömmlichen Spielzeugen wie Puppen oder Bauklötzen herangezogen. Die Kreativität der kleinen Entdecker soll dadurch gefördert werden, dass sie aktiv Spielideen aus den umgebenden Gegenständen entwickeln. Steine, Holz, Sand oder Pflanzen – alles, was die Umwelt zu bieten hat, darf zur Anwendung kommen. Der Gedanke hinter diesem Konzept:

  • Kinder werden ermutigt, ihre eigenen Ideen zu entwickeln und ihre Fantasie zu entfalten.
  • Ohne vorgefertigtes Spielzeug lernen die Kinder, selbstständig Probleme zu lösen und ihre Spielumgebung aktiv zu gestalten.
  • Spielzeugfreie Kindergärten fördern ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und einen respektvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen.
  • Durch die verstärkte Kommunikation und Interaktion untereinander werden die sozialen Fähigkeiten der Kinder gefördert.

Situationsansatz

Der Situationsansatz betrachtet die individuellen Lebenssituationen und Erfahrungen der Kinder als Ausgangspunkt für ihre Bildung und Entwicklung. Dieses Konzept geht davon aus, dass Kinder am besten lernen, wenn sie in ihrem persönlichen Umfeld und ihren Lebenszusammenhängen aktiv eingebunden sind. Die situationsorientierte Pädagogik legt Wert auf eine ganzheitliche und handlungsorientierte Bildung. Die Interessen, Bedürfnisse und Erfahrungen der Kinder stehen im Mittelpunkt. Pädagogischen Fachkräfte beobachten die Kinder und nehmen ihre Lebenssituationen wahr, um darauf basierend geeignete Lernsituationen zu gestalten.

Das macht den Situationsansatz im Kita-Alltag aus:

  • Ganzheitlichkeit: Der Situationsansatz legt Wert auf eine ganzheitliche Bildung, bei der kognitive, emotionale, soziale und körperliche Aspekte gleichermaßen berücksichtigt werden.
  • Aktive Teilhabe: Die Kinder werden aktiv in den Bildungsprozess einbezogen und haben die Möglichkeit, selbständig zu handeln, zu entscheiden und ihre eigenen Ideen einzubringen.
  • Handlungsorientierung: Der Situationsansatz betont das Lernen durch eigenes Handeln und Erfahrungen. Die Kinder haben die Möglichkeit, ihre Umwelt zu erforschen, Problemlösungen eigenständig anzugehen und ihre eigenen Interessen zu verfolgen.

Bewegungskindergarten

Lernen durch Bewegung lautet das Konzept eines Bewegungskindergartens. Beim Angebot wird viel Wert auf Bewegungsmöglichkeiten und damit auf die Gesundheitsförderung gelegt. Die motorischen Fähigkeiten und die Körperwahrnehmung sollen gefördert werden. Dafür stehen den Kindern eine bewegungsfreundliche Raumgestaltung und ein großzügiger Außenbereich zur Verfügung, in dem

  • Kinder ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben dürfen,
  • die Gesundheitsförderung im Fokus steht und
  • motorische Fähigkeiten wie Gleichgewicht, Reaktion und Orientierung gefördert werden.

Passendes Seminar:
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Freinet-Pädagogik

Das Konzept der Freinet-Pädagogik wurde im Jahr 1920 von den Pädagogen Celestine und Elise Freinet entwickelt und stellt die besonderen Interessen, die Selbstständigkeit und Selbstverantwortlichkeit von Kindern in den Fokus. Seit 1979 spielt für Freinet-Pädagogen die Partizipation in der Kita eine große Rolle. Für die Entfaltung der kleinen Persönlichkeiten werden folgende Ansätze verfolgt:

  • Kinder dürfen sich in Werkstätten, Ateliers und bei Experimenten ausprobieren. Probleme und Herausforderungen, denen sie sich gegenüber sehen, sollen sie möglichst eigenständig angehen.
  • Demokratische Elemente wie eine Kinderkonferenz ermöglichen den Kindern, ihre Meinungen zu äußern und Entscheidungen mitzugestalten
  • Die pädagogischen Fachkräfte fungieren als Begleiter und Unterstützer, die die Lernprozesse der Kinder anregen und fördern. Sie machen keine Vorgaben, sondern lassen sich bewusst auf die Wünsche der Kinder ein.

Passendes Seminar:
LIVE ONLINE SEMINAR Partizipation in der Kita – Wir entscheiden gemeinsam!

Emmi-Pikler-Konzept

Das Emmi-Pikler-Konzept ist ein pädagogischer Ansatz, der von der ungarischen Kinderärztin Emilie “Emmi” Pikler entwickelt wurde. Der Fokus liegt dabei auf einer respektvollen, achtsamen und bedürfnisorientierten Betreuung von Säuglingen und Kleinkindern in der Krippe. “Lass mir Zeit” lautet dabei ihr Leitsatz – Kinder sollen aus eigenem Interesse und aus eigener Initiative heraus lernen. Das Konzept basiert u. a. auf diesen wichtigen Pfeilern:

  • Respekt: Die Beziehung zwischen den Erzieherinnen und den Kindern basiert auf gegenseitigem Respekt, Vertrauen und Wertschätzung.
  • Freie Bewegungsentwicklung: Kinder sollen die Möglichkeit haben, sich frei zu bewegen und ihre Fähigkeiten selbst zu entdecken und zu entwickeln.
  • Autonomie: Die Erzieherinnen und Erzieher unterstützen die Kinder in ihrer Selbstverantwortlichkeit und Autonomie, indem sie ihnen z. B. Zeit und Raum für eigenständiges Spielen und Entdecken geben.

Passendes Seminar:
LIVE ONLINE SEMINAR Zertifizierte Krippenfachkraft